Brief vom 16. Mai 1775, von Bodmer, J. J. an Sulzer, J. G.

Ort: Zürich
Datum: 16. Mai 1775

Sie sind noch auf Erden, mein liebster, und ich bin noch. Wolle Gott, daß sie so gesund seyn als ich es durch die Güte Gottes bin. Die Räthe haben mir den professorat, den ich ein halbes jahrhundert bedient, mit gerührten herzen abgenommen. Und mein Abschied von meinen Collegen in diesem Osterexamen hat Wangen naß gemacht. Es ist angenehm beym leben zu sehen wie wir nach dem tode beweint werden. Mein nachfahr ist der Füßli beym Feuermörser, der in meine Politik denkt. Die leute sehen ihn für meinen Zögling an, wiewohl er weder ein Poet, noch mein aufwärter, noch mein wohlthäter ist.

Das sendschreiben, das die Nachrichten von Lavater hat, verursachte bey dem frommen manne stürmische bewegungen. Er würde gern die Räthe aufgebracht haben. Er faßte Steinbrüchel in Verdacht und schrieb ihm in der Angst seiner seele wunderlich Zeug, Steinbrüchel antwortete ihm starkes Zeug. Lavater hat das mitleiden der kleinen und der Großen (wiewohl diese seit dem ausfall auf den ungerechten Landvogt ihm nicht gut sind) [→]qui a sibi quisque timet, quamquam est intactus. Der doctor Hirzel wütet gegen den Verfasser. Jedermann hat Steinbrüchel und Hottinger im Verdacht, doch ist kein beweis da. Indessen macht Steinbrüchel sich nichts daraus öfentlich zu bekennen daß er lange her in den gedanken des sendschreibers gestanden habe, und so sagen unser Breitinger und andere ehrliche leute.

Niemand leugnet daß die geschichten nicht historisch seyn, aber, sagt man, sie sollten nicht so gehäuft worden seyn; man sollte das gute auch gehäuft haben; man sollte die Wahrheit sanft gesagt haben. Der Verfasser des lebens Jesu hat Gedanken über das sendschreiben gedrukt, die vielmehr bekenntnisse, Seufzer, und Absprünge sind. Ich kan ihn nicht loben, daß er mehr Freundschaft für Lav. als Eifer für Wahrheit und Haß gegen Fanatisme hat. Lav. sagt, daß Zimmermann und Göthen ihm ihre ritterdienste anerbothen haben. Sie glauben nicht mit welchem Ernst Lav. Herders schriften posaunet. Unser Breitinger hat mehrmals öfentlich gegen dieses Kind der finsterniß gezeugt. Es war noth weil er einige brave studenten eingenommen hatte. Lav. hat einen Priester in Schwaben, der gewisse Krankheiten exorcisirt, für einen Wunderthäter pronirt.

Wie bekämen wirs wenn die sentimentalisten und die materialisten einen syncretisme macheten. Jemand will in Lav. physiognomik Organisation der seele erbliken.

Wir haben seit wenigen Tagen die Briefe an Klozen bekommen. Lavaters brief an Kloz ist eines parasiten. Wenn ich todt bin, so möchte er mich wie Kloz thut verurtheilen. Wo ich Homer am getreusten ausdrüke, siehet er nur prosa.

Die Critik ist Straßenräubern in die Hände gefallen. Ich höre daß Garwe sich Geßners angenommen hat.

Dr. Hirzel bleibt von mir entfernt; es ist mir lieb, ich möchte nicht gern mehr mich den brausenden Winden vertrauen. Ich wollte nicht daß Er mein geschichtschreiber würde. Die Geschicht mit Klopstok würde verderbt werden. Doch, ich habe Documente beyhanden, und ich lege mein Archiv in Hände von männern, welche es brauchen können. Ich muß ihm das lob geben, daß er sich des pfarrer Dänniker mit seinem Feuer annimmt. Ich hoffe daß wir etwas ausrichten.

Salis von Marschlinz hat ein Basedovinum entworfen, welches ganz einer wirthschaftlichen Speculation gleichet. Bahrd soll der director werden. Er wird sich aus seiner Sphär herausgerissen sehen.

Hier ist ein gewisser Sonnenschein der bustes von Gyps verfertiget. Hr. Escher hat wollen daß ich das meine machen liesse. Ich bin von Herliberger, Zell, Werdmüller, Pfenninger verzerrt worden. Hat Escher nicht zu viel von Ihnen gebeten?

Es ist dankbarkeit gegen Gott, wenn ich Ihnen melde, daß dieser lezte Winter unter schreiben, lesen, plaudern, wie ein Tag vor mir über gegangen. Ich habe meine Altersschwachheiten durch schreiben oft gelindert. Ich wollte auch dieses unaufhörliche schreiben für altersschwachheit halten, wenn es nicht schon die Schwachheit der jüngern jahre gewesen wäre quisquis erit vitæ scribam color. Aber ich behalte diese altersarbeit im pulte. [→]Vulgo recitare timeo, qui novi, mea genus hoc hominum minime juvare. Aber welche Wonne, wenn ich vor ihrer Stirne sässe, und ihnen die Früchte der alternen muse vorläse; [→]die Arnolde den gefährlichen Schuß; das erlegte Raubthier; die ausgetretnen Augen! Sie würden mir statt der Wielande, der Klopstoke, der Gleime, selbst für die Nachkömmlinge seyn. Die deutschen haben bis auf einen Casparson gelernt Bodmern ausfözeln. Sie haben dieses unhöfliche Wort seit 40. Jahren kaum gehört. Ich habe keinen Freund wie Lavater Hessen hat, der mich wenigstens aus mitleiden in schuz nehme. Casparson hat Wielands Freundschaft. Ich bin an dem rande des lebens der lobbegierde abgestorben und darf sagen:

Hat ein tändelndes lob auf der zunge des wurmes auch Reize;
Wie es auf der zunge der alten Schlange gehabt hat?

Oder ist es Stolz, wenn ich die Schirach, Casparson, Schmide für Würmer halte?

Hartmann schweigt als ob er wollte daß ich ihn vergesse. Ich halt ihn nicht für fähig daß er mein Vertrauen betriegen könne. Aber er hat seinen kopf für sich.

Kloppstok soll von Carlsruh nach Coppenhagen gegangen seyn, seine pension zu erfrischen. Er hat in dieser nachbarschaft kein Zeichen von sich gegeben. Es wär ihm übel angestanden nach Zürich zu kommen, wo seiner Schwester Kinder bey entferntern verwandten das brod essen.

Ich fürchte, daß grosse summen, die ihm derselige Hr. Hans Jacob Ott an Taft für die Fabrik vorgestellt hat, noch in den Kaufmannsbüchern stehn. [→]Hartmann Rahn hat das heimweh; seine Kinder hier sind von gutem Herzen, gutem Kopf und wohlgezogen. Ich wollte ihnen gönnen den Vater bey sich zu haben, wenn wir wüsten, was er hier thun könnte.

Warum hat Garwe nicht auch ihre theorie in schuz genommen? Haben sie Nicolai nicht zurük gebracht? Wie stehn sie mit Mendelson? Wir hatten hier Mendelson für den Verfasser der zwey Gespräche über Göthens Wehrter gehalten. Andere sagen Eberhard, andere Kochius, andere Camper. Dise zween sind mir neue Nahmen. Göthen verleugnet seinen Deucalion; es ist ein Zeichen von sens-commun. Eine brochure von demselben Schlage ist auf dem Wege, in welchem ihm mit seinem Masse gemessen wird, ausgenommen daß das lächerliche da aus der Sache hervorfällt.

Wyss, unser Wyß, nicht der tragische Weisse, schreibt izt seine geschichte mit dem Bauernweib, welches Lavater zur Prophetin aufgeworfen hat. Aber er schreibt es nicht für das publicum. Er ist von seinen Verirrungen geheilt, seitdem er geheurathet hat; und docirt in der ersten lateinischen Classe.

Seitdem die männer von Schwyz fürchten, daß sie von den vermittelnden Cantons nicht viel erhielten, wollten sie uns gern bereden, daß wir ihnen ein paar schiffe auf dem Zürchersee aus sentimentalpflichten erlauben möchten.

Der Kunstsaal von Antiken ist eröffnet. Hr. Escher, mein nefe, hat das Zimmer dazu gegeben. Man ist nahe an hundert subscribenten, und die subscription ist im jahr zween Kronenthaler.

Man streut hier aus, daß sie, mein Liebster, das vortheilhafteste urtheil von Lavaters physiognomik gefällt haben. Es ist erstaunlich was für aufwand Er mit den Köpfen machet. Einige weissagen daß er damit Schätze gewinnen, andere daß Er sich und die Steiner ruinieren werde. Diese reden von 4000. subscribenten, andere reducieren sie auf 200. Die französische Übersezung haben Nözli, Sulzer des Rectors, Pestaluz des Censalen, verfertigen sollen, alle haben es aufgegeben. Jezt plaget sich Meister, der professor, damit, Lavatern zu gefallen.

Die Reforme unsers Carolini ist auch vollendet. Viel gute veränderungen sind gemacht worden. Usteri wird es publiciren, und zwo oder drey Invectiven gegen den verderbten Geschmak von Hrn. Canon. Breitingers Arbeit dabey druken lassen.

In den gelehrten Anzeigen von Frankfurt steht: Sulzer hätte den Artikel, politische schauspiele, nicht schreiben sollen, da Bodmer diesen Nahmen entehrt hat. Da habens sies. Sie haben sich mit mir entehrt.

Steinbrüchel hat Lavatern geschrieben, nimmer solle er erwarten, daß er schwärmerey nicht schwärmerey nenne. Er halte Lachen für das einzige Mittel gegen dieses Übel. Lavater hab im Erinnerer auch gelachet. Unter allem bösen das Lavater ihm nachsagen könnte, und nicht sagen will, solle Er nur nicht denken können daß Steinbrüchel ein Heuchler sey.

Unsers Hallers stricturen über Voltairens questions encyclopediques sind seiner wehrt, und wehrt daß der alte sünder sie mißhandle.

Der Tscharner, der vor 25 jahren die Noachide ausgefözelt, (dises unflätige wort gehört sich hier) hat in Schinznach eine Anrede als president gehalten, welche im pretieusen styl die tollesten Epochen der Eidsgenossen in güldenes alter und die wildesten thaten in patriotisme verwandelt. Diese helvetische Gesellschaft ist izt nur wenig besser als ein gelach.

Ich war so weit gekommen da ich ihr wehrtestes vom 30. April empfing. Die zwey worte ego utcunque valeo sind eines briefes von 3. bogen wehrt. Ich fürchtete ärgers für sie und ihre Gärten. Wunder daß die Spree sie nicht verschwemmt hat. Geniessen Sie den Lenzen, wie die Minnesinger, deren beständiger gesang er ist. Ich selbst geniesse ihn nur in meinem Cabinet; und abends an der Limmat. Papier ist mein Feld, federn die pflugschar, dinte oder Wiz der dünger.

Ich halte Orell, den Husar für den rechten botschafter den ich zu Nicolai schiken konnte. Er kan ihm am besten sagen, daß die beschimpfungen mich nicht betrüben; in der that, wenn ich der Duns bin, zu welchem die bibliotheke der schönen künste mich machen, so ist der ruhige, zufriedene gemüthszustand eines dunsen zu beneiden. [→]Wezel, der Verfasser des Knaut hat mir auch einen seitenhieb gegeben; und wenn ich nicht stichfrey wäre, so wäre ich durchbort wie Caesar im Capitol. Die Critiker sind schlächter nicht opferpriester.

Sie dürfen die theorie der künste wohl sich selbst überlassen; wenn sie fällt, so fällt sie, weil Leibniz und Wolf gefallen sind, welchen wir hier das urtheil sprechen gehört: In den barbarischen zeiten Wolfens; und: Leibnizens metaphysische pedanterey. Duns, barbar, oder pedant bin ich mit dem besten herzen

Ihr Bodmer

Zürch den 16ten May 1775.

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 20.12. – A: ZB, Ms Bodmer 13b.

Eigenhändige Korrekturen

wie Lavater Hessen hat, der mich
wie Lavater ↑Hessen hat,↑ der mich
nach Coppenhagen gegangen seyn
nach Coppenhagen ⌈gegangen⌉ seyn
Hartmann Rahn hat das heimweh
Hartmann ↑Rahn↑ hat das heimweh
wehrt daß der alte
wehrt ⌈daß⌉ der alte
gefallen sind, welchen
gefallen sind, von welchen

Stellenkommentar

sendschreiben, das die Nachrichten von Lavater hat
Johann Jakob Hottingers anonyme Streitschrift Sendschreiben an den Verfasser der Nachrichten von den Zürcherischen Gelehrten, 1775, die als Reaktion auf Lavaters in der Allgemeinen theologischen Bibliothek anonym erschienenen Artikel Nachrichten aus der Schweiz (Bd. 1, 1774, S. 365–378) publiziert worden war. In der Streitschrift warf Hottinger Lavater Polemik und religiöse Schwärmerei vor. Zum Sendschreiben-Streit und zur zeitgenössischen Polemik um Lavater siehe Hirzel Polemik um Lavater 2002.
schrieb ihm in der Angst
Vgl. Lavaters Schreiben an Steinbrüchel vom 15. April 1775, abgedr. in: Hürlimann Aufklärung in Zürich 1924, S. 187. Der von dem Sendschreiben inspirierte Briefwechsel zwischen Lavater, Breitinger und Steinbrüchel kursierte fortan als Manuskript. Vgl. Hirzel Polemik um Lavater 2002, S. 9.
qui a sibi quisque
Hor. s. II, 1, 23: »cum sibi quisque timet, quamquam est intactus, et odit.« Übers.: »wenn jeder für sich selbst fürchtet, und, auch wenn er unangetastet blieb, dich hasst«. (Horaz, Buch 2 der Satiren, 2018, S. 113).
Gedanken über das sendschreiben gedrukt
J. J. Hess, Gedanken über das Sendschreiben eines Zürcherischen Geistlichen, 1775.
Zimmermann und Göthen ihm ihre ritterdienste anerbothen
Vgl. Zimmermanns Brief an Lavater vom 18. April 1775, in dem von »der fürchterlichen Brochure gegen dich« die Rede ist, und Zimmermann versichert: »Lavater – verlasse dich darauf daß du Freunde hast, die für dich stehen werden wie Felsen im Meer. Aber schweig doch um Gottes Willen von Wundern. Und denk an nichts als deine Physiognomik, die ein göttliches Werk ist.« (ZB, FA Lav Ms 534.1-51).
Lav. hat einen Priester in Schwaben
Der katholische Priester und im schwäbischen Raum wirkende Exorzist Johann Joseph Gaßner.
Briefe an Klozen
Die von Johann Jost Anton von Hagen 1773 herausgegebenen Briefe Deutscher Gelehrten an den Herrn Geheimen Rath Klotz.
Lavaters brief an Kloz
Vgl. Lavaters Brief vom 29. Mai 1768. In: Ebd., Bd. 2, S. 85–89.
pfarrer Dänniker
Vgl. Brief letter-sb-1774-09-24.html.
Salis von Marschlinz hat ein Basedovinum
Das in den Jahren 1775–1777 von Ulysses von Salis-Marschlins begründete und im Schloss Marschlins eingerichtete Philanthropinum. Unterstützt wurde Marschlins bei der Gründung der reformpädagogischen Anstalt, die von den Ideen Basedows inspiriert war, u. a. von Isaak Iselin. Vgl. Metz Ulysses von Salis-Marschlins 2000, S. 150–179.
Bahrd soll der director werden
Karl Friedrich Bahrdt war auf Vermittlung Basedows für kurze Zeit von 1775 bis 1776 Direktor des Philanthropinums in Marschlins. Er ging dann nach Dürkheim und gründete schließlich im Schloss Heidesheim sein eigenes Philanthropinum. Vgl. zu seinem Wirken in Marschlins Bahrdts Schrift Philanthropinischer Erziehungsplan oder vollständige Nachricht von dem ersten wirklichen Philanthropin zu Marschlins, 1776. – Lößl Bahrdt an den Philanthropinischen Anstalten 1998.
Sonnenschein der bustes von Gyps verfertiget
Der Bildhauer und Maler Valentin Sonnenschein hielt sich 1774 auf Einladung Lavaters in Zürich auf, wo er schließlich 1775 nach seiner Flucht aus den Diensten des Herzogs Karl Eugen Asyl erhielt. Valentin schmückte u. a. das »Haus zum Kiel« aus und schuf Büsten von Bodmer, Johann Jakob Breitinger und Hans Kaspar Schulthess (vgl. Tafel 8). Zudem setzte er Szenen aus Salomon Geßners Idyllen plastisch um. Zu Sonnenschein und seinem Wirken in Zürich siehe Breitbart Johann Valentin Sonnenschein 1911.
quisquis erit vitæ scribam color.
Hor. s. II, 1, 60: »quisquis erit vitae, scribam«. Übers.: »Wie auch immer meine Lebensverhältnisse sein werden, ich werde schreiben.« (Horaz, Buch 2 der Satiren, 2018, S. 117).
Vulgo recitare
Anspielung auf Hor. s. I, 4, 23: »scripta legat, vulgo recitare timentis, ob hanc rem quod sunt quos genus hoc minime iuvat«. Übers.: »während das, was ich schreibe, niemand liest, und ich mich deshalb scheue, es öffentlich vorzutragen«. (Horaz, Buch 1 der Satiren, 2018, S. 69).
die Arnolde
Gemeint sind neben Bodmers Arnold von Brescia die 1775 ohne Verlagsangabe unter dem Titel Schweizerische Schauspiele publizierten Arbeiten Wilhelm Tell, oder, der gefährliche Schuss, Geßlers Tod, oder das erlegte Raubthier und Der alte Heinrich von Melchthal, oder: die ausgetretenen Augen. Diese gehen auf einen größeren dramatischen Entwurf aus dem Jahr 1762 mit dem Titel Die gerechte Zusammenverschwörung zurück. Vgl. dazu Kommentar zu Brief letter-bs-1762-07-00.html.
bis auf einen Casparson gelernt
Zu Bodmer und Casparson vgl. den Kommentar zu Brief letter-bs-1771-07-29.html.
Casparson hat Wielands Freundschaft
Zur Freundschaft zwischen Wieland und Casparson siehe auch Wielands Nekrolog auf Casparson. In: Der Neue Teutsche Merkur, 1803, Bd. 1, S. 99 f.
seiner Schwester Kinder
Klopstocks Schwester Johanna Victoria war seit 1754 mit Hartmann Rahn verheiratet. Das Paar hatte sechs Kinder.
Hartmann Rahn hat das heimweh
Vgl. Kommentar zu Brief letter-bs-1771-07-29.html.
zwey Gespräche über Göthens Wehrter
Der Verfasser der 1775 in Berlin bei Decker erschienenen Schrift Ueber die Leiden des jungen Werthers. Gespräche war Johann Christian Riebe. Riebe, Unteroffizier und Predigtamt-Kandidat, zu dessen Leben wenig bekannt ist, lehnte darin den Selbstmord nachdrücklich ab.
Kochius, andere Camper
Leonhard Cochius und Joachim Heinrich Campe.
Göthen verleugnet seinen Deucalion
Verfasser der Goethes Gegner verspottenden Dichtung Prometheus, Deukalion und seine Rezensenten war nicht Goethe selbst, sondern Heinrich Leopold Wagner.
seine geschichte mit dem Bauernweib
Anspielung auf die Affäre zwischen Heinrich Wyss (auch Weiß) und der 50-jährigen Bauernwitwe Katharina Rinderknecht. Vgl. dazu Weigelt J. K. Lavater 1991, S. 19. Zu Wyss siehe auch Kommentar zu Brief letter-bs-1773-03-12.html.
Kunstsaal von Antiken
Am 15. Februar 1775 erschien von der Gesellschaft auf dem Kunstsaal ein gedruckter Plan eines kleinen Kunstsaals, eine Art Privatakademie, in der erstmals öffentliche antike Abgüsse präsentiert und auch Zeichenunterricht erteilt wurden. Neben Salomon Escher, der die Räumlichkeiten (und den Garten) seiner Textilfabrik im Wollenhof zur Verfügung stellte, waren u. a. Hans Martin Usteri und Salomon Geßner involviert. Vgl. Boerlin-Brodbeck Künstlerausbildung in der Schweiz 2004, S. 84.
Steiner
Der Winterthurer Verlag Heinrich Steiner und Compagnie, neben Weidmanns Erben und Reich in Leipzig der Verlag, in dem Lavaters Physiognomische Fragmente erschienen.
französische Übersezung
Hans Ulrich Nötzli war Feldprediger in Frankreich und seit 1773 Lehrer für Französisch, ab 1777 Religionslehrer an der Kunstschule. Johann Rudolf (»Jeannot«) Sulzer, Sohn des Winterthurer Rektors Melchior Sulzer, hatte sich mehrere Jahre als Hauslehrer in Frankreich aufgehalten und war schließlich Vikar in Winterthur. Mit »Pestaluz« ist der gleichnamige Sohn des »Censalen« (Sensalen bzw. Unternehmers) Hans Jakob Pestalozzi gemeint.
In den gelehrten Anzeigen von Frankfurt
Rezension zum zweiten Teil von Sulzers AT in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen vom 10. März 1775, Nr. 20, S. 172–176. Die Stelle zu Bodmer findet sich auf S. 175: »Der Terminus politisches Trauerspiel möchte dem Verf. schwerlich nachgebraucht werden, da er schon durch Hr. Bodmer entehrt worden.«
Tscharner, der vor 25 jahren die Noachide
Niklaus Emanuel von Tscharner war seit 1774 Präsident der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach. Zu Tscharners mit seinem Bruder Vincenz Bernhard in der Beurtheilung des Heldengedichts Der Noah scharf formulierter und kurz darauf wieder vom Buchmarkt zurückgezogener Kritik siehe den Brief letter-bs-1750-04-01.html.
bibliotheke der schönen künste
Vgl. Brief letter-bs-1768-06-11.html, letter-sb-1768-07-09.html und letter-bs-1769-03-06.html.
Wezel [...] einen seitenhieb
Johann Karl Wezel publizierte 1773–1776 die Lebensgeschichte Tobias Knauts. Seine Kritik an der Dichtungstheorie Bodmers, der im Gegensatz zu den ebenfalls Attackierten – Ramler, Young und Klopstock – jedoch nicht namentlich genannt wird, findet sich in Wezels Epistel an die deutschen Dichter, 1775.
stichfrey
Unverwundbar.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann