Brief 29. März – 1. April 1768, von Bodmer, J. J. an Sulzer, J. G.

Ort: Zürich
Datum: 29. März – 1. April 1768

Zürch den 29sten März 1768.

Ich fürchte sehr daß sie mit fremden nicht selbst gewählten geschäften von neuem überhäuft seyn; wie könnten sie sonst solch tiefes stillschweigen beobachten? Sie können mich nicht beschuldigen daß ich Sie in diesen ungebetenen arbeiten unterbrochen habe, ausgenommen durch den brief, den ich Ihnen von Hn Brunner, der nach Moscow gieng, habe übergeben lassen. Er hat Ihnen sagen können, daß ich noch unter den Irdischen aushalte, wiewol ich Freunde vor mir hin gehen sehe, die nach dem gewöhnlichen Laufe mich hätten begraben sollen. Sie, mein liebster, wissen besser als keiner von unsern Vorstehern der Kirche, wie sehr viel die Kirche und das Gymnasium p. durch das Absterben meines liebsten Felix Hessen verlohren haben. Er starb wie ein held. Wir haben keinen der uns die Hoffnungen erseze, die wir auf ihn bauten. Der Verf. der Schweizerlieder hat die stärke der Vernunft – nicht, die Heß hatte. Wiewol dise Lieder viel naifeté und schweizerische Gedanken haben, so sind diese doch durch den tändelnden Schall der Reime erstikt und zuerst verderbt. Ich halte Reimen für ihn für eine der unanständigsten Arbeiten. Izt grübelt er immer an ihrer Verbesserung; Öseriz, Klopstok, Füßli haben sich erniedriget ihm die gezwungnen Reime und unpoetischen Ausdrüke auszusezen.

Der vorige Winter hat uns gedroht, uns unsern Freund von Neftenbach zu rauben; würklich hat er ihm viel von seinem Gedächtniß und seiner Munterkeit genommen. Wenn Sie, mein theurester, in wenig jahren wieder in die Schweiz kommen, so werden sie von ihren besten Freunden nichts mehr antreffen als den boden, auf welchem sie getreten waren. Es ist die Güte der Vorsehung, daß die Jahre noch wenig von meinen kräften des körpers und des gemüthes weggezuckt haben. Ich lasse Sie davon aus den Werken urteilen, die ich auf die Messe geschikt habe. Der Commissar, den Orell auf dieselbe schikt wird ihnen zwey Exemplare von folgenden stüken zufertigen, eines für sie selbst, das andere für unsern Wegelin:

Politische schauspiele.
Grundsätze der deutschen sprache.
Archiv der schweizerischen Kritik.

Und Otto von Lindau soll ihnen zuschiken:

Heinrich der Vierte, und, Cato der Ältere; Schauspiele.
Atreus und Thyest, humanisirt.
Eindrücke des befreiten Theben auf einen Kenner der griechen.

Ich habe in WespenNester gestochen; ich bin es aber gewohnt, daß Wespen und Hornissen um mein Haupt sausen, und mich öfters stechen. Doch, ich habe certa piacula, welche die Stiche denselben Augenblik heilen.

Mein langes leben scheint vergebens auf das Ende der Messiade gewartet zu haben. Öseriz schreibt Lavatern, daß erst die fünf folgenden Gesänge unter der Presse sind; welchen die übrigen fünf, Gott weis, nach welchem Intervallo folgen werden. Anstatt dessen sollen wir von ihm Hermanns Schlacht, ein Trauerspiel, bekommen, und ein Gedicht, Herman; und den zweiten Band seiner Kirchenlieder. Dieser Hermann liegt ihm sehr am Herzen. Das trauerspiel soll in die sammlung von neuen stüken kommen, welche Lessing veranstaltet, und jeden bel esprit Deutschlands einladet in dieselbe zu arbeiten. Es ist mir leid, daß Klopstok sich erniedrigt Lessingen liebzukosen. Von Gerstenberg soll ein Trauerspiel in die sammlung geben, Ugolino. Ich will gern sehen, wie diser tändelnde Anakreon mit dem Kothurn zurechte kömmt.

Von unserm Füßli, dem Engelländer, weiß ich wenig, ob die Oden von ihm, die er nach Leipzig geschikt haben soll, an das Licht gekommen sind; noch ob sein trauerspiel, auf welches er die lezte Hoffnung seines Glükes in Engelland gesezt hat, zum stande gekommen ist. Er klagt daß die Schweiz und Berlin für ihn stumm seyn, und er ist selbst stumm; wenn er auch Lavatern schreibt, so hat er die unnöthige Bescheidenheit, daß er nichts von sich selbst schreibt. Er hat von einem Onkle hier ein ziemliches Erb bekommen, welches ihm aber nicht in eine fremde Stadt sondern erst zugestellt werden soll, wenn er in seine vaterstadt zurükkömmt, und da sich en bon citoien aufhält.

Ist Ihnen, mein liebster Freund, niemals in den sinn gekommen, daß sie mit der Escorte von 15. tausend Pr. in die Schweiz kommen wollen? Sie könnten sich für einen Musterschreiber oder Quartiermeister faufilieren. Ich wollte doch lieber, daß diese funfzehntausend M. selbst zu Hause blieben, als daß sie mit ihnen zu uns kämen. Wir lieben dise Gäste nicht, und Bern wird schon die dienste thun, die sie thun müßten.

Die Citoiens von Genf sind unhöflich gewesen, daß sie ohne uns und nicht nach unserm sinn Frieden gemacht haben. Wir hatten ihnen, als ihre gnädigen Garans und Juges das prononcé zugeschikt, nicht damit es en conseil general sanctionirt, sondern damit es ohne weitere sanction befolget würde. Als es aber dazu gekommen, daß der Conseil General et souverain ohne die ligue de nouvelle Election aus allen schon verworfenen Conseillers, sindics erwählen sollte, nahmen die Citoiens den Entschluß daß sie ihre Souveraineté le pistolet à la main beschüzen wollten. Sie bestellten ihr Haus, und liessen Frauen und Töchter Charpis für die Verwundeten machen. Die Geistlichen hielten sich zum ersten Mal wol und kamen und gingen von den Citoiens zu den Conseillers, von den Conseillers zu den Citoiens. Einer und der andere von dem Magistrat wurden insultirt; und dises allein vermochte mehr als alle Representationen und Memoires; als Vaterland, Geseze und Rechte des souverains. Sie hatten seit etlichen Wochen, der Magistrat und die Citoiens, conferenzen gehalten. Die Citoiens hätten sich zu dem prononcé verstanden wenn man die ligue de nouvelle Election, (die ihr palladium ist, mit welchem sie den Rath stillstellen konnten) mit einem Equivalent compensirt hätte. Aber dazu hatten die Conseillers, die izt zu Aristocraten erhoben waren, keine Lust. Erst izt wurden sie auf einmal so patriotisch daß sie alles zugaben, was der souverain von ihnen foderte. Von dem prononcé ward etwas weniges ⟨unverfängliches⟩ behalten, und das übrige so verbessert daß der souverain jede sicherheit genommen hat, die man gegen einen Magistrat, dem man den Willen Usurpationen vorzunehmen voraussezet, nehmen muß.

Ich habe zwey projekte d’arrangement hier beygelegt, eines, welches die Conseillers vorgeschlagen, und darauf beharret haben bis der grosse Entscheidtag gekommen; das andere vom 9ten März, welches die Citoiens behauptet haben. Sie werden den wesentlichen Unterschied in denselben mit leichter mühe entdeken. Der magistrat hat beyden Republiken geschrieben daß die Einigkeit und das Vertrauen bey ihnen wieder hergestellt, und die Ämter wieder bestellt seyn. Beyde stände haben ihnen kalt genug geantwortet, daß es gut sey. Denn die Matadors sind zwar wol zufrieden, daß sie das prononcé nicht à main armée behaupten müßen, wir wären die ungeschiktesten leute gewesen, die Stadt zu berennen: Aber es kränkt sie in der seele, daß ihr prononcé, ein Werk, an welchem sie jahr und tage geschmiedet haben, in das Nichts, woraus es entstanden, zurükgefallen ist. Denn es thut einem Autor und dem elendesten, Wehe, wenn er unter die Banke geworfen wird. Versailles hat bisher mit keinem Wink zu verstehen gegeben, wie es denke. Nachdem es das prononcé mit uns verfertiget und nach Genf zur Ausführung geschikt hatte, überließ es den ständen die sorge für die Execution, weil es nach dem Reglement von 1738. keinen Soldat gegen die stadt schiken darf. Sein stillschweigen seit derselben Zeit, und ob es gleich wol wußte, daß das prononcé nicht respectirt ward, zeigen nach meinem bedenken genug, daß es den Magistrat hat fallen lassen, was für geheime Ursachen dises mögen gemacht haben. Man sagt die Memoires der Representanten, welche sie den Prinzen, ducs et pairs de Françe durch die post zugeschikt, haben disen die Augen eröffnet, daß sie der duc de Choiseuil öfters darüber aufgezogen.

Das französische Regiment, das den Cordon um Genf gezogen, und izt wieder in Frankreich ist, hat sein gespötte darüber, daß es vor dise stadt geschikt worden sie auszuhungern, und aber selbst schmale bissen gehabt hätte, wenn es nicht aus der stadt wäre bewirthet worden. Und dises gespötte fällt auf den Duc de Choiseuil zurüke.

Die Verfasser des prononcé machen uns noch immer fürchten, daß der König nicht werde zufrieden seyn, daß seine dignitet und gloire als Co-autors so gering geschäzt werde. Man dächte daß sie es wünschten; und wenn der König mit der Conciliation nicht zufrieden wäre so würde man uns beweisen, daß die stände auch nicht zufrieden seyn dörften. Sie sind mit der Conciliation zufrieden, aber nicht mit der manier durch welche sie bewürkt worden. Le pistolet, sagen sie, ist ein Zwang; und sie wollen nicht sehen, daß der Cordon, das Interdict des commerce, die neue Route, auf welcher die Kaufmannswaaren gehen müssen, sachen, die Frankreich mitten in der Mediation vorgenommen hat, eben so wol pistolets sind.

Sie kennen den mann, der vormals die intime, vertraulichste Freundschaft mit Heß von Neftenbach, Waser, und meinem liebsten Künzli gehabt hat: er hat eine solche Superiorität an Beredtsamkeit, Wiz, Kunst, Arbeitsamkeit – über seine Confreres, daß er aus ihnen machet was er will. Ich denke nicht daß er mich hasse, aber auch nicht daß ich ihm lieb sey; ungeachtet ich in seinen jüngern Jahren sein Trost gewesen. Sie wissen daß vor ein paar Jahren das Prachtmandat mich mit unserm Consul brouillirt hat, (mit dem jüngern) ich bin wieder vollkommen mit ihm versöhnt, und von seinen Cameraden, wie vor Alters. Glauben sie aber darum nicht, daß ich mich durch basesses wieder in s. Gunst gesezt habe. Unser Doctor, der Encomiast Blarers, hat sich wie ein Held für die Citoiens gehalten; er ist darum mit sich selbst, und die Citoiens mit ihm, sehr zufrieden. Auch der Landvogt Engel hat für sie geredt und geschrieben. Indessen haben sie selbst unter sich genies superieurs, die sich ohne fremde in jedem Fall rathen und helfen könnten. Wenn wir Anecdoten und particulariteten von ihnen hätten, so würden wir sie im licht von Griechen und römern erbliken. Aber bey unsern leuten, bey den Zweyhunderten und den funfzigen bemerken es die wenigsten, und niemand nimmt es zu Herzen.

Der Engel Ulrich zum Frauenmünster, wie Künzli ihn nannte, ist den Weg alles Fleisches gegangen. Der Diacon Pfenninger hat ihm, und Pfenningern der pfarrer Tobler von Ermatingen, der Asceticus und Poet succedirt. Der Verstorbene ist just dahin gegangen, als seine JudenHistorie an das licht kam. Elenders, arbeitseligeres, als dieses werk, haben sie nichts gesehen. Es ist durch sein Elend vor jeder Critik gesichert.

Der Professor Heß, den sie seit Maupertuis und Königs Zeiten kennen, ist sehr in Verdacht gekommen, daß er den Citoiens Muth gemacht und ihnen geschrieben habe, sie sollen nicht fürchten daß wir einen Feldzug vornehmen werden, wozu wir die nöthigsten Anlagen nicht haben.

Wenn sie, mein theuerster, zu uns kommen wollen, so kommen sie nur für sich allein; ich liebe jeden Brandenburger einzeln und absonderlich, aber funfzehntausend in dem begleiten meines besten Freundes würden mir Furcht einjagen. Können sie persönlich nicht zu uns kommen, so kommen Sie in Gedanken, so wie ich keinen Tag verfliegen lasse, daß ich nicht in Gedanken bey Ihnen sey. Ich umarme Sie.

Ihr
Bodmer

den ersten April 1768.

Ich habe Zeit Ihnen noch etliche Zeilen nach denen vom 29sten zu schreiben, an welchem tag ich ihren brief vom 19. noch nicht empfangen hatte. Wenn die geschäfte die sie von den Musen abziehen, ihnen von dem befohlen sind, der ihnen befehlen kann, und sie sind ihnen unangenehm, so bedaure ich sie, und bedaure mich, dem sie eine der angenehmsten Erquikungen rauben. Ich wollte doch ihre Zuschriften für lekerbissen nehmen, wenn sie gleich nicht von den Musen diktirt wurden, und mir Sulzern nur in seiner einfältigsten, häuslichen gestalt zeigeten. Es ist mir angenehm, ihn in allen gestalten zu sehen; selbst in der Schlafmüze, und ich sehe ihn so noch lieber als im Galla Kleide.

Die Weissen und Nicolai mögen von meinen Arbeiten urtheilen, wie sie wollen oder können

ἐισιν XXX λογοι XXX δαλκτηριοι.

Sie wissen daß ich die Hofnung aufgegeben habe Deutschland damit mehr Geschmak und mehr sitten zu geben. Ich überlasse die deutschen ihrem unglüklichen schiksal, seitdem Sulzer die hand von ihnen abgezogen hat. Mir kömmt bey der Empfängniß und der Erzeugung meiner geistlichen Geburten der sinn so wenig daran etwas bessers zu thun als mich zu belustigen, als wenig Bräutigam und Braut daran denken, daß sie menschen pflanzen wollen.

Ich denke der Heilige Klopstok machet es nicht anders der izt für Messiaden, Hermanniaden singt. Ist das nicht so viel als ob er den Messias um silberlinge dahingegeben habe? Aber wie kömmt es, daß Sie, mein Freund, die fruchtbare Zeugungskraft meines genie mit ihrem beyfall unterhalten? Kann ich aufhören zu schreiben, wenn sie nicht aufhören meinen geburten zu liebkosen? Ich denke weil ihr herz einen fond von liebe hat, und sie nicht eigene Kinder des geistes haben, so verwenden sie die liebe auf die geburten ihres freundes.

Es scheint nicht daß Müller die großmuth der Makaria habe, die sich aus freyem Willen zum söhnopfer gegeben hat, ihre brüder, die Heracliden vor den Waffen des Eurysthus zu retten. Er ist der einzige der um der Genfer Willen noch leidet. L'igenys ist aus der bastille entlassen. In disem Drama sind die protagonisten ungestraft und ohne blut davon gekommen, sie haben nur Wunden an ihrer Ehre und Nahmen, die kein Blut geben, empfangen. Der professor Mallet hat en grand Conseil gesagt qu'il venoit de parcourir le monde, que dans tous les endroits où il avoit passé les conseils etoient en mauvais odeur de tirans. On dit si la garantie etait venuë qu'en donnant un coups de siflet les representans auroient êu 3 – à 4. mille savoiards à leur solde. On frappe des Medailles pour les comissaires. Les cercles les quartiers entiers mangent ensemble. Environ 200. representans donnerent un bal et un grand soupé, quelques Gentilshommes savoiards y assistoient, en reconnoissance de la part qu’ils prennent au triomfe. Il est question d'une ambassade à Versailles qui couteroit 50. à 60. mille livres, mais come le tresor est epuisé, où les prendre? Les conseils se gardent de les demander au citoiens, on leur demanderoit à quoi ils ont emploié ce qu'ils avoient en caisse.

Bern hat beschlossen die Stadt Neuburg mit Kriegsmacht zu überziehen, wenn sie bis zum 24sten April nicht thut was der König will. Als Bern die Combourgeoisie mit Neuburg errichtet, standen beyde städte in parität, izt ist Bern an einem schönen morgen der Richter geworden. [→]Ces republicains aiment à juger comme le Dandin dans les plaideurs de Racine. Gewisse leute fürchten die stärkern mit der lacheté mit welcher sie über schwächere triumphiren. Der König kann sie brauchen, als ob sie in seinem solde ständen. Luzern, Freiburg, und Solothurn, die wie Bern mit Neuburg verburgrechtet sind, sizen aus furcht oder haß stille, sie mögen wol leiden, daß Evangelische gegen Evangelische ins Feld ziehen. Neuburg wird leicht zu verbrennen seyn; aber die im gebirge liegen hinter defilés, und sind enthusiasmirt. Zürch danket dem Himmel, daß es nur en second in disem Spiel ist; wiewol paries proximus ardet.

Man hat für eine wahrheit gesagt, der König habe für 15. m. mann den Durchzug durch das Reich begehrt.

Ich denke des Königs Rechte auf Neuburg werden sich künftig auf das droit de conquête gründen, welches simpler ist als die Handlungen Meternichs.

Wenn es einer bande Acteurs in den sinn kommen könnte den vierten Heinrich auf die schaubühne zu bringen, so müßte ich ein wenig besser von ihnen und dem parterre und den loges denken. Izt liegt in meinem Pult auch Friedrich der rothbärtige; und die Rettung in den mauren von Holz. Aber mein Ehrgeiz ist nie so hoch gestiegen, daß etwas von disen schauspielen auf die Bühne kommen solle. Erwarten sie von Gerstenberg ein Schauspiel das in der theatralischen Dichtkunst so stark sey, wie die Starkin, die Actrice, in der schauspielkunst ist. Jederman weiß was sie im Atreus geleistet, sie spielt nicht die Aspasia, sie ist es. Man gehet nicht Weissen sondern die Starkinn zu hören.

Pour la bonne bouche noch eine Neuigkeit von gestern oder vorgestern. Der Hr. Salomo Escher, den sie kennen, hat sich mit meiner nieçe versprochen. Ich halte ihn für einen gutmüthigen menschen der gern so viel gutes thäte, als ihm nach seinen Kräften und umständen möglich ist.

Ich umarme sie.

Ihr beständiger Dr.
Bo.

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12b. – A: ZB, Ms Bodmer 20.9–11, 13b.

Einschluss und mit gleicher Sendung

Projet d'Arrangement & de Conciliation vom 13. Februar und die überarbeitete Fassung unter dem gleichen Titel vom 9. März 1768.

Eigenhändige Korrekturen

gedroht, uns unsern Freund
gedroht, ⌈uns⌉ unsern Freund
Werken urteilen, die
Werken ⌈urteilen⌉, die
die Kaufmannswaaren gehen
die Kaufmanns⌈waaren⌉ gehen
sie über schwächere
sie ⌈über⌉ schwächere
habe für 15. m. mann
habe ⌈für⌉ 15.m. mann

Stellenkommentar

Er starb wie ein held
Vgl. J. C. Lavater, Denkmal auf Johann Felix Hess, 1774, S. 148 f.
Öseriz, Klopstok, Füßli haben sich erniedriget
Mit »Öseriz« ist Friedrich Gabriel Resewitz gemeint. Vgl. Klopstocks Brief vom 16. Februar 1768 an Lavater (Klopstock Briefe 1989, Bd. 5/1, S. 55) sowie den unveröffentlichten Brief von Friedrich Gabriel Resewitz an Lavater vom 16. Februar 1768, in dem er folgendem Zusatz zahlreiche Anmerkungen folgen lässt: »Endlich habe ich ein paar Zeilen für Sie von Klopstock erhalten, sonst würde ich Ihnen eher geschrieben haben. Zu seinen Anmerkungen will ich nur noch ein paar hinzuthun, so wie ich sie unter den Lesern aufgezeichnet habe. Machen Sie damit was sie können.« (ZB, FA Lav Ms 524.141).
soll ihnen zuschiken
Jacob Otto, Verleger und Buchhändler in Lindau. Bei ihm erschienen 1768 Bodmers Neue theatralische Werke, die die hier angekündigten Stücke enthalten.
certa piacula
Hor. epist. I, 1, 36. Übers.: »diesen Schmerz lindern« (Horaz, Buch 1 der Briefe, 2018, S. 449).
Öseriz schreibt Lavatern
Resewitz' Brief an Lavater vom 16. Februar 1768: »Unser Klopst. ist zum Erstaunen fleißig. Er ist diesen Winter selten von seinem Zimmer gekommen. Der 3te Band des Meßias ist ganz fertig, u. die große Ausgabe wird diesen Winter wohl gedrukt werden. Am 4ten Bande wird eifrig gedrukt, an den vorhergehenden Gesängen gebeßert.« (ZB, FA Lav Ms 524.141).
Charpis
Übers.: »Pflaster«.
kennen den mann
Johann Conrad Heidegger, der 1768 Bürgermeister geworden war. Zu ihm und seinen Freundschaften vgl. Kommentar zu Brief letter-bs-1745-08-22.html.
Diacon Pfenninger
Johann Kaspar Pfenninger, geboren 1712, war Diakon und ab 1768 erster Pfarrer am Zürcher Fraumünster. Sein Sohn Johann Konrad Pfenninger wurde ein enger Freund und Anhänger Lavaters.
seine JudenHistorie
Sammlung Jüdischer Geschichten des 1768 verstorbenen Johann Caspar Ulrich.
Professor Heß, den sie seit Maupertuis und Königs Zeiten kennen
Gemeint ist Caspar Heß, der sich im Frühjahr 1752 in Berlin aufgehalten hatte und dann Professor für Logik und Rhetorik in Zürich war. Vgl. auch Kommentar zu Brief letter-bs-1752-04-02.html.
L'igenys
Gemeint ist [Voltaire], L’ingénu, 1767. Die philosophische Erzählung Voltaires inszeniert einen in Frankreich angekommenen nordamerikanischen Indigenen, der nach Auseinandersetzungen mit rechtlichen und kirchlichen Autoritäten in die Bastille eingekerkert, später jedoch wieder freigelassen wird.
professor Mallet
Paul Henri Mallet. Übers.: »dass er eben die Welt bereist habe, dass an allen Orten, wo er gewesen ist, die Räte im schlechten Ruf von Tyrannen standen. Man sagt, dass wenn die Garantie gekommen wäre, die Repräsentanten einmal pfeifen müssten, um drei bis vier tausend Savoyarden in ihrem Dienst zu haben. Es werden Medaillen für Kommissare geschlagen. Die Kreise, die gesamten Quartiere speisen zusammen. Ungefähr 200 Repräsentanten gaben einen Ball und ein großes Festmahl, einige Savoyer Ehrenmänner nahmen daran teil, in Anerkennung des Anteils, den sie am Triumph haben. Es wird über eine Botschaft in Versailles nachgedacht, die 50 bis 60 tausend Livres kosten würde, aber da die Kasse erschöpft ist, wo soll das Geld her? Die Räte hüten sich davor, es sich bei den Bürgern auszubitten; man würde sie fragen, wozu sie das schon verwendet haben, was in der Kasse lag.«
Ces republicains [...] Racine
Übers.: »Diese Republikaner beurteilen gern wie der Dandin im Stück ›Les Plaideurs‹ des Racine.«
paries proximus ardet
Hor. epist. I, 18, 84: »Nam tua res agitur, paries cum proximus ardet.« Übers.: »Denn um deine Interessen geht es hier, wenn die Wand deines Nachbarn brennt«. (Horaz, Buch 1 der Briefe, 2018, S. 511).
Handlungen Meternichs
Ernst von Metternich, preußischer Gesandter in der Schweiz, der 1707 den Erwerb des Fürstentums Neuenburg im Auftrag König Friedrichs I. verhandelte und die Generalartikel des Fürstentums mitverfasste.
Friedrich der rothbärtige
Bodmers bereits 1759 verfasstes Drama Friederich Kaiser; der Rothbärtige wurde nie veröffentlicht und ist nur in der Originalhandschrift überliefert (ZB, Ms Bodmer 26.8). Auf dem Titelblatt trug Bodmer selber nach: »Das Beste, was in diesem drama stehet, ist in dem drama Arnold von Brescia in Rom angebracht. Also kann man diesen friedrich der vergessenheit bestermahlen empfehlen.«
die Rettung in den mauren von Holz
[J. J. Bodmer], Die Rettung in den Mauern von Holz. In: [Ders.], Politische Schauspiele, 1768–1769, Bd. 3, S. 111–186.
wie die Starkin
Johanne Christiane Starck, Schauspielerin und weibliche Charakterdarstellerin in der Koch'schen Truppe.
mit meiner nieçe
Esther Gessner, die Tochter von Bodmers Schwester Esther und Johann Jakob Gessner. Die Hochzeit fand am 2. Juli 1768 statt. Vgl. Donnstags-Nachrichten, 7. Juli 1768, St. 27.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann