den 24sten Xb. 1766.
Ist mein Sulzer bey den olympischen geistern, daß er sich nicht mehr um die irdischen Dinge bekümmert? Hat auch der Genfer Enthousiasme, enthousiasme raisonné, seine Neugierde nicht erweket, mehr davon wissen zu wollen? Ja, sie haben den plan de conciliation, das werk unserer größten Genies, verwerfen dürfen. Man hatte ihnen gesagt, sie könnten librement et souverainement annehmen oder verwerfen, aber izt schreit man sie haben die Ehre des Königs und der Stände verlezt weil sie gewußt hätten, daß der Wille derselben wäre sie sollten annehmen. Izt will man expliciren und sprechen, weil Garant und Explicateur Synonimes seyen, und weil das erste das andere involvire. Man leugnet, daß geseze geben und sie expliciren so genau zusammenhangen, daß sie sich nicht trennen lassen, man will die Explication à main armée bekräftigen. Ist dieses nicht dem gesezgeber, dem Souverain in seine Rechte eingreiffen, wo bleibt die Independenz von G. Wir sind doch Kraft des bundes von 1584 auch garands der Genferischen Souverainetet!
Der Cl. General ist unser bundsgenoß, wir assistiren nicht disem, wenn wir die beyden Conseils, le petit et le grand assistiren. Wir sollen, sagt man, sprechen, und der Cl. gen. soll unsern Spruch enregistriren. Nouveauté francoise! Wir sollen Truppen in Genf legen, weil, sagt man, die Introduction de Troupes im Reglement 1738. stipulirt sey; aber ist sie gegen die Republ. gegen den Cl. gen. stipulirt?
Wenn sie die Truppen nicht einlassen, sollen wir einen Feldzug gegen sie vornehmen. Wir sollen unsern Bundsg. und religionsgenossen bekriegen. Der königliche Mediator hat sie schon in die Acht erkläret; und doch ist sein Minister noch bey seinen Feinden in der Person eines Freundes und Gastes.
[→]Un Abbé de Paris va publier un traité sur les loix de la Garantie. Il y prouvera qu'un peuple souverain ne peut jamais contracter aucune obligation contre lui même, vû qu'il est absurde qu'un homme dise à son voisin: je veux faire ceci, si je ne le fais pas je te prie de m'assommer.
[→]Rouss. ecrit de Londre, que l'on ne parle pas à Edimbourg comme à pari sur le caractère de Hume; que lui le trouve bien insultant pour un bon homme, et bien bruiant pour un philosophe.
Ich danke Ihnen mein liebster, herzlich für den beytrag zu Hn Wegelins beföderungen. Sein Memoire sur l’empire und seine Considerations sind vortreffliche Werke. –
Disen Augenblik bringt mir Hr. Escher ihre liebsten Zeilen vom 13. Xb. in welchen ich Sie noch bey den Menschen und bey mir erblike.
Sie haben doch von Pelisson ein päkgen und ein anderes von Kraft empfangen. Der gütige Hr. Ott in der Schipfe hat ihnen würklich arundines sativas zugefertiget.
Hr. Landvogt Engel in Bern redet und schreibet für die gute sache der Genfer wie ein Cicero. Könnten sie nicht veranstalten daß sein Werk von dem nördlichen Weg nach Kamtschaka recensirt würde? Er verdient mehr als dise mühe.
Klopstok hat Lavatern den Gesang von der Himmelfahrt geschikt; es ist nichts als Schall; selbst Gabriels Haarloken säuseln. Von Lavaters unendlicher theilbarkeit des raumes weiß ich nichts, auch nichts von seinen gläsern. Seine schweizerischen Lieder sind popular moralisch. Meine Calliope ward vor wenigen Tagen complet; ich kann sie vor Ostern nicht schiken. Es ist ein Elend, daß der Duns der die Literaturbriefe in fragmenten widerholt mehr Musse zu schmieren, als brave Leute zum schreiben hat. Deutschlands geschmak ist so weit zurük als seine Freiheit. Der profess. Abt von Rinteln, der vom Verdienste geschrieben hat, dünkt mich im Geschmak so unsicher als Nicolai; in der morale und der politik so seicht als Geiger. Es sind nur wizigere Gottschede. Wegelin sollte das Buch vom Verdienst zergliedern.
Vergessen sie doch nicht unserm Dr. Hirzel ein höfliches Wort von seinem Blarer zu sagen.
Bern hat unsern stand gebeten über den preavis unserer und ihrer gesandten keinen Schluß zu machen bis sie uns ihre gedanken eröffnet hätten. Das preavis will, die höchsten und hohen principalen sollen sprechen und ihren Spruch zur Enregistratur nach Genf schiken. Findet Bern dieses recht so finden wirs auch recht, findet Bern es verwerflich so finden wirs auch so. Nimmt Bern gerechte und großmüthige Entschlüsse, so sind sie vornehmlich Hn Engels Werk. Ein vortrefflicher Mann! Wir haben keinen solchen.
den 26sten Xb.
850. Cit. haben in einer representation ihre begierde bezeiget propositionen zu hören. Sie wünschten daß man auf milieux dächte. Beauteville will garantiren, prononciren und die prononciation à main armée behaupten. Auch die gesandten der stände sehen dise representation als eine Tücke an, die Garantie und explication der garands et juges zu vereiteln. [→]Je crains fort, tant les prejugés sont grands, que nous ne gouterons pas ce moyen quoique le plus sur et le plus salutaire, de laisser les parties s'approcher d'elles memes.
Le tems me presse, je laisse à M. Escher de vous en dire d'avantage, je ne vous dis que trop, pour vous faire soupsonne le reste.
Je suis de tout mon coeur
Votre humb. serv.
Mes Honneurs à Mr. le Profess. Wegelin.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12b. – A: ZB, Ms Bodmer 20.9–11, 13b.
pour Mr. le professeur Soulzer à Berlin.
Vermerk Sulzers am oberen Rand der ersten Seite: »24 Dec. 66.« – Siegelreste.