Mein nachruf, theurester freund, verfolget sie bis in das land des heiligen Gallus, bis in die Arme unsers philocles. Wenn ich sie durch die schnelle post nicht mehr erreichen kann, wird mein geist bey ihnen in ihrem wagen seyn, wenn die jungen Bruti darinnen, von dem rollen betäubet, unsanfter schlafen, als der statthalter gewachet hat. Hr. Lavater wird Ihnen ins Ohr sagen, daß Füßli mit dem Geld so unbekannt ist, daß er es durch die finger fallen läst. Wir verlaßen uns auf Sie, daß sie ihm die Vorsicht lehren werden, vernünftig damit umzugehen. Er muß dieses schlechterdings erst lernen.
Wenn sie vermuthlich durch Gotha reisen, so laßen sie doch die jungen herren die bibliothek besuchen, und vermögen sie den Hrn. bibliothekar daß er ihnen Veldeggs Eneis zeige. Vielleicht könnte dises gelegenheit geben jemand dort zu bereden, daß er eine Abschrift davon für sich oder für uns nähme.
Ich wünschte so gar, daß sie durch einen mann von Gottschedes Vertrauten disen alten profeßor vermögen könnten, die Abschrift, die er davon hat, zu publiciren.
Ich erwarte mit der äußersten sehnsucht, daß sie mir aus Leipzig schreiben laßen, sie seyn da glücklich angekommen. Grüßen sie da mir den weinerlichen Gellert. Und izt fahren sie wol.
Adieu.
Bo.
Zürch den 10. März 63.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12b. – A: ZB, Ms Bodmer 20.9–11, 13a.
A Monsieur le professeur Soulzer.
Vermerk Sulzers am oberen rechten Rand der ersten Seite: »10 März 63.«