Brief vom 6. Dezember 1747, von Bodmer, J. J. an Sulzer, J. G.

Ort: Zürich
Datum: 6. Dezember 1747

Mein Herr und wehrtester Freund.

Ich hoffe, sie werden sich von den sinnlichen geschäften, in welche Ihre beföderung Sie gestürzet hat, allgemach wieder erholet haben. Was ich Ihnen zwar zu schreiben habe, ist nicht so geistlich daß es nicht mit den körperlichsten Arbeiten mitlaufen könne. Sie haben mir hoffnung gemacht, daß in dem Monathe November, der jezo verflossen ist, Hr. Gleim bey dem Prinz Ferdinand werde Secretar werden; und Hr. Doctor Hirzel hat mir erzählt daß der Hr. von Kleist in den vorteilhaftesten umständen stehe, eine hauptmannsstelle zu erlangen. Ich kan nicht ruhig seyn, bis daß dise beyden hoffnungen erfüllt sind.

Ich schreibe mit diser Gelegenheit Hn von Kleist, den ich geliebt habe, sobald Sie und Hr. Hirzel mir seinen liebenswürdigen Charakter erzählt haben. Hn Gleim will ich dißmal mit meinem Schreiben verschonen, um so viel lieber weil ich das, was ich auf desselben wehrtestes zu antworten habe, in gegenwärtiges eintragen kan. Es ist verwunderlich, daß Hr. von Kleist bey seinen körperlichen Übungen so geschikt schreiben kann. Seine Gedichte bekommen von disem umstand einen neuen Werth, welchen ich doch lieber missen und ihn in stillern umständen wissen wollte. Was soll ich von Hn Gleims neuen Anacreontischen Oden sagen? Sie verdienen daß man sich auf einen besondern Schwung besinne sie zu loben, ein gemeines lob würde sie entweihen. Hr. Ramler schreibt so delicat daß man mit ihm zufriden seyn muß, wenn er wenig schreibt; aber man muß ihm auch nicht nachlassen daß er weniger als wenig schreibe: Ich habe alle dise Sachen dem Hn Diacon Waser gezeigt, und erwarte zu vernehmen was sie auf ihn vor einen Eindruk gemacht haben. Ich bin über den gehörnten Siegfried so sehr erschroken, als wenn ich in Dr... gefallen wäre.

Hr. Hagedorn schreibt mir daß die Erzählung von dem neuen Adam ihm die erste Gelegenheit gegeben habe unsrer freundschaft vorleuftig Erwähnung zu thun. Er habe sie verfertiget als er kaum von einer schweren Krankheit wider aufgelebt. Er fürchtet ich werde in seiner Arbeit merkmale diser Schwachheit finden. Ich finde daß seine Eva und sein Adam nicht so, noch in dem Grade von gleichmässigen umständen gerührt werden als meine Eva und mein Adam. Aber ich urtheile nicht weiter, ich bitte zu glauben, daß ich davon urtheile, wie Sie und Hr. Gleim, denn ich kan mir vollkommen vorstellen wie Sie und Hr. Gleim davon urtheilen.

Als ich Ihnen zuerst von der Theorie des sentimens agreables schrieb, war nur ein einziges Exemplar in hiesiger Stadt, und das war Hn Erhards. Izt kan ich Ihnen damit aufwarten. Es ist weit gründlicher und mehr ausgearbeitet, als die Ausgabe von 1737.

Wir werden disen Winter bey Heidegger eine Probe von 30–40 Bogen in 8°. aus den Minnesingern in den druk geben. Sie sollen mit einem kleinen Glossario und anderm versehen werden, daß auch das Frauenzimmer sie mittelst einer kleinen Mühe verstehen könne. Ich will das Werk lieber nach und nach im octavformate herausgeben, als in einem pedantischen Folio nach Schilters Manier, und Hr. Spöri ist schon der mann zu Octavbanden.

Ich habe dem Jüngling durch den fröhlichen schreiben lassen, wie sie aus den freymüthigen Nachrichten sehen werden. Ich sehe dem Hn Gärtner mit verlangen entgegen: wenn er nur in Umständen wäre etliche Wochen allhier zuzubringen.

Ich komme auf das vornehmste stük dises Schreibens. Sie sagen mir Hr. Naumann arbeite an dem Cimon; und es sey ihm lieb, daß ich disen Cimon noch als mein eigen kind liebe. Ich habe ihnen aus furcht daß man nicht tief genug in meine Idee eintreten möchte Zusäze dazu gesandt: Noch fürchte ich, daß ich den Cimon Saltus habe machen lassen, theils in der denkensart, theils in der Sprache. Ich habe darum auf ein neues daran geschliffen, und zugleich den ganzen Eingang verändert. Ich stehe in der meinung, daß der Herr Naumann mit aller eigenen freiheit arbeiten, und mehr auf die Charakter meiner personen, als meine Worte sehen solle.

Hr. Dr. Hirzel macht mir viel freude seit seiner Heimkunft. Es ist mir öfters, wenn er mir von Hn von Kleist und Hn Gl. erzählt, als ob ich bey disen Freunden wäre. Wir müssen Hn Hagedorns Commentar über die Ode, Anacreon, der Hamburgischen Luft zuschreiben, welche noch von den Palmen, Neumeistern, &c. benebelt ist. Es ist wunderbar, daß ein Mensch, der in den unschuldigen scherzhaften Liedern Anfälle auf die Gottheit und ihre Priester erbliket, selbst über lächerliche und gefährliche Ausleger klagt, die selbst mir zu sehr die Boßheit und die Absichten haben, welche sie, bey dem großen Haufen der halben Kenner und leichtgläubigen, dem unschuldigsten verfasser einer Satire meisterlich beyzulegen wissen.

Danken Sie doch für mich Hn Gleim wegen der artigen Abhandl. von der Policey, die er mir geschenkt hat. Es wäre zu wünschen, daß der sinnliche Ausdruk, dessen er sich bedienet, unter den izigen Philosophen gewöhnlicher würde.

Es ist nichts als Wind, daß in der dasigen königl. bibliothek der zweyte Theil zu dem parisischen Codice der Minnesinger vorhanden sey. Wir haben alle gewißheit daß nie kein zweyter theil dazu gewesen; oder man wollte einen zweiten Theil einen jeden alten Codicem auf papier oder Pergament nennen, der etwa auch lieder oder andere poemata aus dem schwäbischen Weltalter in sich hielte. Dann würde man nicht nur den zweyten sondern wol den dritten und den vierten theil ausfinden können denn es sind noch hier und dar poetische Handschriften aus dem 12 Hunderten übrig; welche aber mit unserem Codice keine Relation als wegen des Inhaltens, und der Sprache haben. Hieronymus Pez, der in seinem III. Tome scriptorum rerum austriacarum den Ottocar, einen deutschen poeten von 1200 mit einem sehr guten Glossario publicirt hat, verspricht in der vorrede zu demselben etliche sehr merkwürdige Monumenta aus dem zwölften und noch frühern Seculis, welche der pater Placidus Amon ein benedictiner würklich zum druke bereit habe.

[→]Hr. Schlegel, der die Tragödien geschrieben hat, schreibt mir aus Kopenhagen eine gewisse Person daselbst habe behauptet, daß die Statue, die Elise, zu metaphysisch redete, sobald sie auf die Welt kömmt; sie sagte dieselben Worte, die man in der Metaphysik zu brauchen gewohnt ist, wenn man schlüsse von seinem Seyn machen wolle. Der Hr. Schlegel selbst meint doch, daß eine person, die auf einmal anfängt sich selbst zu fühlen, nicht anderst denken könne; und er kan also nicht finden, wie sie anders reden sollte. Bevor ich dise Critik gewust, habe ich die ersten Empfindungen und Gedanken der Statue in vielen stüken verändert, und erweitert. Ich lasse sie zuerst leise denken, eh sie redet. Sie muß sich über den Ton ihrer eignen Stimme verwundern. Sie hält die luft für einen Abgrund. Sie hat die Augen lange beschlossen und macht sich die dinge nur durch das gefühl bekannt. Nachdem sie dieselben öffnet, hält sie sich selbst und alle dinge vor verwandelt. Sie hat seltsame Gedanken von den andern Statuen; sie sieht dieselben mit den Füßen aufwerts gekehrt. Sie weiß lange nicht, daß sie sich von dem Fußgestelle ledig machen kann. Eh sie auf den Boden tritt erforscht sie dessen Festigkeit mit sachten Drükken. &c. &c. Ich will diese Erweiterung in einem Critischen Briefe künftig nachbringen. A propos mir wäre wol gedienet, wenn meine Freunde mir in dises Werke hälfen arbeiten. Ein jeder Brief soll nur kurz seyn, bis auf einen halben bogen; über die verschiedensten Materien. Ich wollte zum Ex. eben sie bitten, ihre Gedanken über die platonische Liebe zu entdeken, welche in den Sonneten der Italiener ad nauseam regirt. Ich gönne in disen critischen Briefen auch kleinen gedichtgen Plaz, welchen dann ein kurzes urteil gefällt wird. Es sollen aber hundert solche briefe beysammen seyn, ehe ich ans Druken gedenke.

Wider auf Hn Schlegel zu kommen. Er findet, daß Pigmalion der lebendig gewordenen Statue begegnet, ohne sich sonderlich darüber zu verwundern, oder es mangeln ihm vielmehr die Ausdrüke seiner verwunderung, und Pigmalion, meint er, antworte ihr auf ihre ersten Fragen mit einer Kaltsinnigkeit, nach welcher es scheine als ob er die belebung seiner bildsäule längst vermuthet hätte. Ich glaube man könne auf dise Einwürfe noch ziemlich wohl antworten.

Ein gewisser Hamburger, den ich nicht nennen will, hat mich mit seiner höflichkeit einigermassen in ein Impegno gesezet. Er sendet mir eine neue von ihm verfertigte Tragödie in Manuscript mit demüthiger Bitte, daß ich geruhen wollte, sie zu beurtheilen. Er beschwört mich, daß ich ihn nicht so scharf strafen und die Critik der Gefälligkeit aufopfern solle; er betheuert, daß er eine beurtheilung ohne alle Schmeicheley erwarte und tausendmal lieber auf ewig vergessen wolle, das Trauerspiel gemacht zu haben, als die Anzahl der Schlechten zu vermehren. Man sieht wol daß er das aber im grösten Ernst ohne die mindeste Ironie sagt. Habe ich jemals anlaß gegeben zu glauben, daß ich fähig sey mit beurtheilungen zu schmeicheln, und bin ich der bey dem man eine ungeschmeichelte Critik auf den Knien sich ausbitten muß? Das schlimmste ist, daß dises Trauerspiel so elend ist, daß ihms ein Kind sagen könnte. Wenn ich ihms sage, wird ers glauben, wird seine Unterwerffung nicht plözlich sich in Zorn und Raserey verwandeln, werde ich nicht der unhöfflichste Mensch heißen müssen? Es ist zu wissen, daß er gelehrte und poetische freunde hat, die ihm ohne allen Zweifel sein werk angepriesen haben. Werden diese nicht ihr urtheil bis auf das Blut behaupten, und ihm ⟨helfen lermen⟩? Geschehe was will, ich werde meine schweizerische, critische aufrichtigkeit nicht verleugnen; ich will versuchen, ob diser Mann, der kein junger Mensch mehr ist, die gelehrigkeit habe, die er von sich rühmt, und vermuthlich in der That glaubt, daß er damit begabet sey. Doch will ich ihm mein urtheil mit dem besten Glimpfe, und mit einem Menagement sagen, daß er mich merken muß, wenn ichs gleich nur halb sage. Indessen wollte ich nicht allen Anfängern ihre Trauerspiele corrigiren.

Hr. pastor Lange schreibt mir, daß Hr. Hagedorn ihm in seinem briefe Gottscheds Unterweisung zu der Schaubühne vorgeschlagen habe. Er fügt hinzu, er glaube immer, daß Hr. von Hag... den Reimen zu sehr ergeben sey, und da er von Hn Gleim weit übertroffen werde, etwas Neid ernähre. Diser leztere Gedanke ist noch artiger, als er sonst wäre, in Hn past. Langen munde. Ich will sonst glauben, Herr Hagedorn habe ihm Gottscheds lehre von der Tragödie nur zum Spasse angepriesen. Mein Rath ist, daß der Hr. pastor sich mit Tragödienschreiben nicht abgebe. Der gehörnte Siegfried und ein Oedipus oder Cinna logieren nicht gerne in Einem Kopfe. Es scheint Meyers Aesthetik sey aus der presse; Hier ist sie noch nicht; sein drittes stük der Beurtheilung der Gottsched. Dichtkunst ist hier auch noch nicht angekommen.

Das stillschweigen der brämischen Beyträger über Hn Langen Oden giebt zu verstehen, daß sie die ungleichheit derselben bemerket haben, aber zugleich in den Gedanken seyn, die Brandenburger und Schweizer finden sie ohne Ausnahme vortrefflich. Aber woher mag es kommen daß eben dise beyträger Meyers von Knonau Fabeln nicht sonderlich ja viel weniger schäzen, als sie in der that verdienen. Ich sehe wol daß die seltsamen Reimen, die sprache, die sogenannten Rimes riches, die vielen weiblichen Reime die in einem fort folgen, der Mangel des Epimythion, welches nicht disertis verbis ausgesezt wird, diselben ärgern; aber ich fürchte, daß sie auch mit den Erfindungen, das ist, mit den Fabeln selber nicht zufrieden seyn, und darüber mögte ich gern einiges licht haben, was sie doch eigentlich daran verlangen oder vermissen.

Ich habe zu dem jungen Herren, von dem sie sagen daß er wol einen Mentor nöthig hätte, auch nicht die zuverlässigste hoffnung; Ich hoffe er werde in Holland die Canaille, die er so gern im munde führt, noch in reicherm Überfluße, und in höherm Grade antreffen, als wir sie in der Schweiz haben.

Ich zweifle nicht, sie werden den StatsMinister, der ihnen wegen ihrer Beförderung so viel hindernisse in den Weg geleget, noch zu ihrem besten freunde gewinnen, oder wenigst. beschämt machen, daß ers aus falscher Reputation nicht wol werden darf.

Allezeit werde ich fortfahren an ihren Begegnissen Theil zu nehmen, und verbleibe mit allen Freuden

Ihr Ergebenster Diener und Freund
Joh. Jac. Bodmer

Zürch den 6 Xb. 1747

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12a.

Einschluss und mit gleicher Sendung

Ein Brief an Ewald Christian von Kleist. – Manuskriptabschrift von Bodmers Cimon.

Vermerke und Zusätze

Vermerk Sulzers am oberen Rand der ersten Seite: »6 Dec. 47.«

Eigenhändige Korrekturen

Seine Gedichte bekommen
Sein|e| Gedicht|e| von bekommen
von gleichmässigen
von den gleichmässigen
daß auch das Frauenzimmer sie mittelst
daß ihn auch das Frauenzimmer ⌈sie⌉ mittelst
will das Werk lieber
will ihndas Werk⌉ lieber
mit einem Menagement
mit einem einiger Deutlichkeit sagen Menagement

Stellenkommentar

Gleims neuen Anacreontischen Oden
Bodmer erhielt vermutlich durch Briefe (vgl. ZB, Ms Bodmer 2.11 und ZB, FA Hirzel 231.283–297) die neuen Dichtungen Gleims, welche allerdings erst in den 1750er Jahren in größeren Gedichtsammlungen erschienen.
Hr. Ramler
Karl Wilhelm Ramler, 1725 in Kolberg geboren, lebte nach einem Theologiestudium in Halle seit 1745 in Berlin, wo er ab 1749 an der Kadettenschule Philosophie lehrte. Der eng mit Gleim befreundete Ramler prägte in unterschiedlicher Art und Weise die Ästhetik, Publizisitik, Literatur und Musik seiner Zeit. Er war neben Sulzer Mitbegründer des Montagsklubs und gab mit diesem ab 1750 die Critischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit heraus. Vgl. Lütteken, Pott und Zelle (Hrsg.) Urbanität als Aufklärung 2003.
den gehörnten Siegfried
[S. G. Lange], Eine wunderschöne Historie von dem gehörnten Siegfried dem Zweyten, 1747.
Dr...
Dreck.
Hagedorn schreibt mir
Der Brief, der im Herbst 1747 entstanden sein muss, fehlt in der Hagedorn-Briefausgabe und ist auch im Nachlass Bodmers nicht überliefert.
seine Eva und sein Adam
F. v. Hagedorn, Adelheid und Henrich oder die neue Eva und der neue Adam, 1747. Bodmer hatte den Stoff in Prosa im Mahler der Sitten (1746, Bd. 2, St. 88–90) präsentiert, woraufhin er von Hagedorn aufgegriffen wurde. Vgl. Hagedorn Briefe 1997, Bd. 2, S. 573. Hagedorn veröffentlichte 1748 zudem die Ode Die Freundschaft.
Hn Erhards.
Vermutlich Christoph Erhard, Prediger und Rektor in Zürich.
bey Heidegger eine Probe
J. J. Bodmer, J. J. Breitinger, Proben der alten schwäbischen Poesie des Dreyzehnten Jahrhunderts. Aus der Maneßischen Sammlung, 1748.
nach Schilters Manier
Johann Schilter, Jurist und Historiker aus dem Leipziger Umland, ab 1686 Ratskonsulent und Professor in Straßburg, wo er alt- und mitteldeutsche Textsammlungen herausgab. Posthum erschien 1728 sein dreibändiger Thesaurus antiquitatum teutonicarum.
Hr. Spöri
Johann Friedrich Spörri, Buchhändler in Zürich.
habe dem Jüngling durch den fröhlichen schreiben lassen
Vgl. Freymüthige Nachrichten, St. 46, 15. November 1747, S. 365 f.
Commentar über die Ode, Anacreon
Nicht ermittelt. Hagedorns kritische Ode Anacreon in dessen Oden und Liedern, 1747, S. 82: »Ihr Dichter voller Jugend,/ Wollt ihr bei froher Muße/ Anacreontisch singen:/ So singt von milden Reben,/ Von rosenreichen Hecken,/ Vom Frühling und von Tänzen,/ Von Freundschaft und von Liebe;/ Doch höhnet nicht die Gottheit,/ Auch nicht der Gottheit Diener,/ Auch nicht der Gottheit Tempel./ Verdienet, selbst im Scherzen,/ Den Namen ächter Weisen.«
den Palmen, Neumeistern
Damit sind zwei der wichtigsten Prediger in Hamburg gemeint, Johann Georg Palm, ab 1727 Pastor zu St. Petri, und Erdmann Neumeister, ab 1715 Pastor zu St. Jacobi.
artigen Abhandl. von der Policey
L. F. Langemack, Abbildung einer volkommenen Policei, 1747. Der 1710 geborene Lucas Friedrich Langemack war Hausgenosse Ramlers und durch diesen mit Gleim und Sulzer befreundet. Er wirkte als Polizeisekretär in Berlin und verfasste zahlreiche juristische Schriften. Ab den 1750er Jahren litt Langemack an einer Geisteskrankheit, die ihn in seiner Arbeit stark einschränkte.
Hieronymus Pez
H. Pez, Scriptores rerum Austriacarum [...] Tomus III, 1745. Hieronimus Pez, Benediktinermönch, zählte mit seinem Bruder Bernhard Pez zu den bedeutsamsten und wegweisenden Philologen und Historikern seiner Zeit.
pater Placidus Amon
Placidus Amon, 1700 als Franz Amon geboren, der sich für mittelhochdeutsche Literatur und Lexikografie interessierte, war wie Pez Benediktermönch in der Abtei Melk.
Hr. Schlegel [...] schreibt mir
Johann Elias Schlegels Brief vom 18. September 1747: »Ihre Erzählung von Pygmalion und Elise hat mich veranlaßt des St. Hyacinthe seine zu lesen. Ich finde die Ihrige in den vielfälltigen Beschreibungen und besonders in den Ausdrükungen des Charakters der Elise viel artiger. Ungeachtet ich in der Französischen, das materialistische, das Sie daran aussetzen ungerechnet, eine große Reinigkeit und eine überaus polite Schreibart bewundere. Eine Person, der ich beyde zu lesen gegeben sagte mir daß in beyden die Statue zu metaphysisch redet, sobald sie auf die Welt kömmt. Es ist wahr. Es scheint so. Und in des St. Hyacinth seinem Pygmalion bin ich überzeugt, daß es so ist. In dem ihrigen kömmt mir es auch so vor, weil es dieselben Worte sind, die man in der Metaphysik zu brauchen gewohnt ist, wenn man Schlüße von seinem Seyn machen will. Aber es ist doch gewiß, daß eine Person, die auf einmal anfängt, sich selbst zu fühlen, nicht anders denken kann. Und ich kann also nicht hindern, wenn sie anders werden sollte. Folglich scheinen diese Reden uns deßwegen unnatürlich, weil man niemals eine solche Person reden gehört und sie sind gleichwol natürlich so bald ich eine solche Person voraussetze. Hingegen find ich, daß Pygmalion der lebendig gewordenen Natur begegnet, ohne sich sonderlich darüber zu verwundern, oder es mangelt vielmehr die Beschreibung und die Ausdrüke seiner Verwunderung und Pygmalion antwortet ihr in seiner Art auf ihre ersten Fragen mit einer Kaltsinnigkeit, von welcher es scheint, als ob er die Belebung seiner Bildsäule längst vermuthet hätte. Sonst ist die Neugierigkeit der Elise, ihre Gedanken über die Stimmen der Vögel, der Anblick ihres eignen Bildes im Waßer, ihr Schreken vor der Nacht und vor dem Donner, ihr Verlangen nach mehr Mannspersonen die sie alle lieben wollte, ihre Beschreibung einer Galeer, daß sie aus der Höle gehet ungeachtet es ihr Pygmalion verbothen, ihre Plauderey und ihr übriges Bezeigen [...] lauter sehr angenehme Bilder, welche in dem Französischen nicht sind, und welche Ihrer Erzählung besondere Vorzüge geben.« (ZB, Ms Bodmer 4c.6). Schlegel arbeitete selbst an einer Kantate Pygmalion, die posthum 1766 veröffentlicht wurde (vgl. Dörrie Pygmalion 1974, S. 83).
Hr. Schlegel, der die Tragödien
J. E. Schlegel, Theatralische Werke, 1747. Bodmers Exemplar ist im Katalog seiner Bibliothek nachgewiesen (ZB, Sign. 25.857).
ad nauseam
Übers.: »bis zum Erbrechen«.
Ein gewisser Hamburger
Georg Behrmann sandte Bodmer im September 1747 das Trauerspiel Die Horazier zu. Vgl. Behrmanns Brief an Bodmer vom 23. September 1747 aus Hamburg: »Meine Horazier haben die Ehre, sich Ew: Hochedelgebohren zu zeigen, und ihr Verfaßer hat dabey die Dreistigkeit, sich dero Critic darüber auszubitten. Vielleicht sind sie derselben würdig, und erhalten dadurch so viele Schönheit, daß ich mich nicht schämen darf, sie der Preße zu überlaßen; vielleicht aber auch verdienen sie dero Beurtheilung nicht einmahl, und überführen mich, wenn ich mein Exemplar mit dero Anmerkungen in der Oster=Meße wieder zurückerhalte, daß ich kaum ein mittelmäßiger Dichter bin, und mich weiter nicht bemühen darf, für unsre teutsche Schaubühne zu arbeiten. Euer Hochedelgebohrnen strafen mich nur nicht so scharf, daß Sie die Critic der Höflichkeit aufopfern, und haben doch so viele Geneigtheit für mich, mir dero Gedanken aufrichtig über mein Trauerspiel zu eröfnen. Ich habe am Ende einer jeden Seite vermuthlich so vielen Raum gelaßen, als Sie nöthig haben werden, mir meine Fehler zu zeigen, wenn es Ihnen gefällig seyn sollte, mir dieselben zu entdecken; allein ich erwarte sie ohne alle Schmeicheley, und will tausendmahl lieber auf ewig vergeßen, die Horazier gemacht zu haben, als die Anzahl der schlechter Beurtheiler vermehren, und halte mich schon genugsam für meine darauf gewandte Mühe belohnet, da sie mir jezo Gelegenheit geben Ew: Hochedelgebohrnen zu versichern, daß ich zeitlebens seyn werde Eurer Hochedelgebohrnen ergebenster Diener Georg Behrmann.« (ZB, Ms Bodmer 1.10). Das Stück war bereits 1733 von der Neuber'schen Schauspieltruppe uraufgeführt worden. 1751 gab es Behrmann nach einer Überarbeitung in den Druck. Vgl. zu Behrmann: Beise Geschichte, Politik und das Volk im Drama des 16. bis 18. Jahrhunderts 2010, S. 207–218.
Hr. pastor Lange schreibt mir
Siehe Samuel Gotthold Langes Brief vom 11. Oktober 1747: »Mit Herrn v. Hagedorn bin ich nicht recht zufrieden, er ist mir die Antwort auf 2 Briefe ein gantzes Jahr schuldig geblieben, ich scheuete mich ihm die Reise nach Gaß zu senden, damit er nicht das Ansehen hätte, als drängete ich mich zu ihm, endlich hat er mit Meßleuten (gleich als ob er in der Schweiz wohnete, und die Post nicht wöchentl. gienge) um die Reise angehalten, erst vor 8 Tagen, mir auch in seinem Briefe Gottscheds Unterweisung zu der Schaubühne vorgeschlagen [...], ich glaube immer daß er den Reimen zu sehr ergeben ist, und da er von H. Gleim weit übertroffen wird, etwas Neid ernährt.« (ZB, Ms Bodmer 4.2).
Meyers Aesthetik
G. F. Meier, Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften, 1748–50.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann