Vom 21 Apr.
Dieses soll blos eine Anzeige seyn, mein werthester Hr. und Fr. daß ich das durch Hrn Kitt überschikte Paket, darin die Übersez. des Meßias, die unschuldige Liebe, ein Brief und Beyträge zur Zeitung nebst der kindischen Critik des Noah, gewesen, richtig erhalten habe. Den Meßias habe vorige Woche an Hr. v. Maup. nach Potsdam geschikt. Ich werde auch meiner Seits ihrer Muse ein dankopfer bringen, daß Sie ihnen so getreü beygestanden. Ich kann Ihnen aufrichtig sagen, daß ich mich noch über kein Werk so gefreüt habe, wie über dieses. Es hat mir nicht nur Thränen der Zärtlichkeit über den Inhalt, sondern Thränen der Freüde über seine eigene Existenz fließen gemacht. Ich sehe dieses Werk als ein Geschenk der Vorsehung an, izt und in künftigen Seiten die Herzen junger Leüte zur Tugend zu bilden und ihnen Erkenntniß und edle Gesinnungen einzupflanzen. Meine künftige Söhne und Töchter sollen es zu ihrer Encyclopædia machen.
Sie können sich wol vorstellen, daß ich recht Stolz auf die Ehre bin, die Sie mir erweisen, daß Sie dem Syfa Worte in den Mund gelegt, die ich für die meinigen erkenne. Ich möchte dafür sorgen, daß künftige Ausleger dabey meines Namens gedächten, damit ich mit Ihnen oder auf ihren Armen auf die Nachwelt käme.
Es scheinet, daß man Sie in der Schweiz schon für den Verf. kennt. Hr. Künzli schreibt davon, als von einer bekannten Sache. Ich traue den Frauenfeldern nicht mehr, wenn Sie gleich öffentlichen Wiederruff thun und Thränen der Reüe vergießen sollten. Sie haben meine liebsten Stellen für lächerlich gehalten.
Wir laßen hier Kleists Frühling wieder auflegen nebst einem Anhang von andern Gedichten von ihm. Ich denke, daß es noch wird fertig werden um Ihnen durch die Meße, späthstens durch Hrn. Schultheiß ein Exempl. davon zuschiken. Ich behalte mir auch vor bey selbiger Gelegenheit ausführl. zu schreiben. Für den Beytrag zu der Zeit. bin ich sehr verpflichtet. Beyde Stüke, die sie geschrieben sind nach meinem Wunsche.
Ich laße jezo Gespräche über die Schönheit der Natur druken. Ich hoffe, daß Sie einigermaßen würdig sind Ihnen dedicirt zu werden, wie wol ich nicht mehr gern was schreibe, seit dem der Noah geschrieben ist. Ich habe die unschuldige Liebe an den Verleger nach Leipzig geschikt. Wenn Sie etwa die künftigen Bücher noch unter der Feile behalten wollten, dörffte man sich nicht eine Abschrifft davon ausbitten? Künftig ein mehrers.
Ich bitte mich Hrn. Can. Breitinger bestens zu empfehlen und verharre
Meines werthesten Hrn. und Fr. ergebenster Dr. Sulzer
Sie werden aus unsern Critischen Nachrichten sehen, daß Ramler ein Erzcritikus ist. Ich habe ihm für 1⁄4 Jahr die ganze Direction derselben überlaßen, aber ich fürchte, daß wir zulezt nichts, als bloße Poesien darin haben werden, welches sie für das Publicum weniger angenehm machen würde, weil ein jeder etwas für seinen Geschmak darin sucht. Sagen Sie mir doch ihre Meinung von diesem Blatt, wenn die mitkommenden Bogen werden gelesen haben, denn ich möchte gerne, daß es nach und nach recht gut werden könnte. Es dünkt mich, daß man durch ein solches Blatt das Publicum am besten unterrichten kann. Meine Hauptabsicht dabey wäre, den gegenwärtigen und künftigen Scribenten gute Leser zuziehen, und sie vorläuffig von dem zu unterrichten, was die Scribenten von Ihnen supponiren. Aber ich gestehe, daß ich noch niemalen Muße genug gehabt der specialen Ausführung dieses Plans gehörig nachzudenken.
Ich werde mit Vergnügen Ihnen die Umkosten ersezen, wenn sie eine Abschrift des Noah für mich wollten machen laßen, und ich verspreche Ihnen zum Voraus, sie nicht gegen ihre Absicht zu brauchen, sondern blos zu meinem particular Gebrauch behalten.
Die unschuldige Liebe wird in Leipzig zu den 2 ersten Gesängen gedrukt, ich habe aber noch keine Nachricht, ob es schon würklich geschehen ist.
Hr. Sukro ist durch Gleims vermittlung Dohmprediger in Halberstatt worden. Wir verliehren ihn hier ohne Schmerzen; nachdem wir seine Mittelmäßigkeit kennen gelernt haben. Ich glaube, daß Hr. Gleim Freyer Gedanken hat und deswegen nach Leipzig gereist ist.
P. S. Ich habe einen neüen Versuch gethan, ihre Bücher hier unterzubringen, aber ich sehe nun deütlich, daß mit den hiesigen Buchhändlern nichts zu thun ist, die Wahrheit zu sagen, sie sind alle bloße Pfuscher, und ist kein einziger, der etwas unternehmen könnte, wenn er auch nur 100 Ducaten baares Geld dazu braucht. Es sind Leüte, die, wie man sagt von der Hand zum Mund leben.
Ihrer Gütigen offerte, die Critischen Briefe aus Leipzig zu ziehen kann ich mich wol nicht bedienen, weil ich dem dortigen Buchh. nicht anmuthen kan, mir auf mein Wort zu glauben. Hr. Orell hat mir durch Hr. Wolf Sagen laßen, er habe jemand ordre gegeben, mich für den Versuch von der Erziehung zu bezahlen. Ich habe aber noch nicht erfahren, daß es wahr ist.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – E: Körte 1804, S. 131–134 (Auszug).
Herrn J. J. Bodmer, Mitglied des großen Raths und Profeßor in Zürich.
Vermerk Bodmers auf der Umschlagseite: »ob das astronomisch sey denn er sah izt den orion nicht die stelle bekleiden die er vordem an den mittlern Thoren des himmels beseßen aber von da izt nach dem pforten des Abends gerükt war. Ges. VII. V. 673. Vorher steht: Ward er gewahr daß der Angel des Erdreichs etliche grade von der axe der sonnenbahn auf die seite gerükt stand denn er sah den Orion«. – Vermerk Bodmers auf der letzten Seite: »Gelehrte Zeitung, da man die eigene Art leser einem jeden Werk anzeiget.«