Mittwochs den 12 Jan. 1763.
Mein theuerster freund.
Ich bin genöthigt Sie etwas zu bitten das gerade gegen die sanftesten Wünsche meines Herzens läuft; daß sie Ihre Erscheinung bey mir noch einige tage verschieben möchten, doch nicht länger als bis künftigen Montag. Wir erwarten eine neue Magd, die auf selbige Zeit kommen soll; es sind noch einige kleine Einrichtungen sonst zu machen, so diese verlängerung verursachen. Ich für meine person wäre freilich schon izo vortrefflich wol eingerichtet sie mit allen armen zuempfangen, aber die dinge haben so viel Rapports auf die man sehen muß, daß – – –
Heute haben wir einen Rathshr. von der freyen Wahl gemacht, Hr. director Kilchsperger, der den verstorbenen Jkr. Rathshr. Wyss mehr als genug ersezt.
Man sagt Rousseau arbeite an dem fünften theil des Emile; in diesem theile geht Emile mit seiner sophie nach Paris, wo sie ihm abtrünnig gemacht wird. Er soll sie so gar die Ehe brechen laßen. –
Hr. bürgermeister Landolt ist unvergleichlich mit Hrn. Schuldheiß zufrieden.
Adieu mein wehrtester. Ich muß zuerst noch auf ein paar tage mehr Geduld faßen.
Ihr ergebenster dr.
Bo.
Von meinem Wegelin sind religiose gespräche zum vorschein gekommen, die Ihre und Hrn. Rectors und Hrn. D. aufmerksamkeit sehr verdienen.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12b. – A: ZB, Ms Bodmer 20.9–11, 13a.
Herrn professor Sulzer in Winterthur.
Siegelreste.