Mein schwager ist mit ihnen in demselben grade zufrieden in welchem er mit Schwarzen unzufrieden ist, er ist izo besorgt wie er ihnen seine dankbaren Empfindungen ausdrüken wolle. –
Wenn sie einen brief Hr. Provisors vom 13. Januar empfangen hätten, so hätten sie darinnen auch einige von meinen ecstatischen saillies gelesen. Da wir so neutral seyn sollen, wie der Reinhart zwischen dem guten und bösen ist, so dürfen nicht laute denken.
Es ist schwer eine lobrede auf den K. zu schreiben, die nicht eine Satyre über seine gegner werde. Wenn Ramler poetisches feuer im busen hätte, so würde es nothwendig brennen. Wir denken wol daß Gleim als ein Geisel bey den Franzosen seyn werde. Den leipzigern thut weh daß sie die Freiheit verlohren ihr Gold nach Polen zu schiken, vor Wehmuth hängen sie die Harfe an die Wand. Wir sind in voller Hoffnung daß sie den Sieger geschikter gelobt haben als der grosse Wolf den grossen Zaar Peter. Wenn sie leiden mögen daß Orell ihre Rede nachdruke so bittet er daß sie ihm ein Exemplar durch die Post schiken. Er wünschte daß sie ihm dann zugleich meldeten, wie es ihnen mit den 100 schwäbischen alten Fabeln gegangen, die er ihnen geschikt hat.
Die siege des Königs sind unsere siege gewesen. Seitdem sind wir wieder verständig worden. Es giebt immer leute, welche die siege für Jugemens de Dieu halten. Diesen hat der K. den grösten beweis seiner gerechten sache gegeben daß er so gesieget hat. Philocles, sie kennen ihn, hat einen seiner briefe so angefangen: Gloire et Louange soient chantées à nôtre souverain Seigneur qui par sa toutepuissance et sagesse infinie dirige les actions du plus sage et du plus puissant roi de la terre d'une maniere aussi heureuse qu'eclatante! J'en suis si penetré et ma tete en est si pleine, que je ne pense presque plus, ne respire presque plus et ne songe presque plus que par ce grand favori de Dieu. Vous croirez facilement que ces bonnes nouvelles sont dabord repandues tout le monde sen rejouit extremement les uns pour lamour de la bonne cause les autres pour voir les papistes confondus et enragés – nos voisins font des portraits affreux de ce monarque ils le placent sans façon entre les griffes du D. Er meint der könig seye eine predilection pour les francois plus que pour toute autre nation. L'indolence des anglois le choque au dernier point, pourquoi le placer au dessus de tous les heros sans lui preter aucune assistance en troupes? Er sagt ferner: Si le pouvoir supreme luy fut departi, il ne l'exercerait que contre les despotes, à corriger les mechans à remettre sur piè ceux qui ont eté culbuté contre toute justice et à tirer la lumiere du Chaos à l'exemple du createur pour eclaire le monde. Ce seroit là un despotisme auquel tout homme devroit se soumettre avec plaisir.
Der Doctor Zimmermann hat von dem Nationalstolze geschrieben, er führt ein paar naife hiebe auf die Engelländer und die Schweden. Aus Genf ist ein klein poeme gekommen, das zwar ein bißgen declamatorisch ist, aber ein paar starke Traits hat. Wir fluchen der Russen und glauben doch daß der König ihnen gewisser massen erlaubt habe sich in Preussen niederzulassen. Der ⟨küne⟩ Registrator fürchtet dise barbaren wie er in seiner Kindheit die störche gefürchtet, die er für mörder angesehen.
Der König war gewiß grausam, da er Verse auf Gottsched gemacht, er hat den Cigne saxon auf den kopf gestellt, und man wird ihn bald nach Königsfelden zu seinen brüdern einschliessen müssen.
Wir hoffen der Prinz von Preussen werde auch ein bißchen deutsch lernen, daß er W. Epicum, das er izt für die könige schreibt lesen könne, diese vorstellung schwebt dem poeten stark vor Augen. Sobald er VI. Gesänge hat wird er sie ihnen schiken. Er möchte sie gern publiciren ohne daß man den poeten kennete. Wir finden eine ungemeine Ähnlichkeit zwischen dem König und Cores. Sie wissen aber wol omne simile etiam esse dissimile. Berlin hat keine muntern geister, wie könnten sie sonst schweigen. Lessing verräth daß er nur Kleinigkeiten schreiben kan; die Nicolai können sich nicht über die Ruelles erheben. Was für ein geist ist Breyman? Ich denke, wie Naumans.
Wir sind nicht zufrieden mit den Ermahnungen der Todten, der übersezer hat ein treffliches werk gerädert. Wenn er Noltenius ist, so schäme ich mich für ihn. Könnten sie Tagliazucchi nicht bereden, daß er Wielands Erzæhlungen italienisch übersezte? Denken sie mit gelegenheit an Mary Jones Jacob and Rahel.
Dalembert hat durch sein lob der socinianischen Prediger von Geneve dise Herren ganz böse gemacht. Sie haben eine apologie unter der presse. Mich freut daß sie für die Larve und das Banket sorgen. Der Abel ist unter der presse und sehr gut. Ich habe ein politisches Trauerspiel von Stüssi geschrieben, und habe noch eines im Kopfe von Brun. Ich publicire aber dise stüke nur durch abschriften wie die alten.
Der erste Theil der Minnesinger kan auf die Ostermesse kommen. Wir haben durch vorschus hiesiger gönner Orell in den stand gesezt daß er das werk ohne gefahr verlustes unternemen könne.
Der Hr. von G. der die Blike ins landleben geschrieben hat den Feldzug mit s. fürsten genöthiget und unbelohnt thun müssen. Er hat ein Epigramma gemacht, in welchem er den König und seine Generale für scipionen erklärt, dann sagt er
Ihr neuen Roemer hytet euch
Der alten schiksal zu erfahren
Rom fiel durch priester und Barbaren.
Unser Waser hat Swifts Tale of a tub von neuem übersezt, er übersezt alles von disem favori, auch seine predigen. Die presse ist stark damit beschäftiget.
Ich habe Ermunterungen an W. gedichtet, die ich ihnen gern zeigen wollte, weil sie sehr auf die siege des Königs passen.
Der geschikte Theorist in Malerey und bildhauerey Winkelman soll in Rom ohne pension sehr à l'etroit leben, und nicht vermögen die Reise nach Napoli fortzusezen.
Warum schreiben sie nichts von B–n? Ich wollte lieber davon reden.
Lesen sie in Shakspears King Henry V den vierten Actum, könnte man nicht mit geringen veränderungen die schlacht von Rosbach daraus verfertigen?
Wer den Helden da sah, den führer der wenigen völker
Wie er von zelte zu zelt von wache zu wache daher ging
Dacht in seinem gemüthe, wie würdig ist er des sieges!
Nicht ein merkmal entdekt sich in seinem heiteren antliz
Was für ein fürchterlich heer ihn halb umgeben, er opfert
Nicht ein wölkgen von bleicher farbe der schreckenden macht auf.
Sondern schaut frisch und besigt mit munterer Mine der Augen
Jeden gefährlichen anblik in ruhiger grösse des geistes,
Daß ein jeder der noch mit zweifel ringend sich umsah
Wenn er ihn sah aus seinen Augen selbst Munterkeit schöpft.
Adieu.
den 11. Februar 1758.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12a.
J. J. Bodmer, Auf den frieden, den die thaten des Königs versprechen (Manuskript).