Mein werthester Freünd.
Ich habe gehoft ihre Glükwünschungen über die großen Siege des Königs zu bekommen, und einige meiner Freünde freüten sich schon darauf ihre Gedanken Empfindungen und Ausdrüke darüber zu lesen. Wir haben indeßen schon erfahren, daß man in Zürich die Thaten Friederichs mit frolokender Freüde aufgenommen habe. Ich habe ein Werk der deütschen Beredsamkeit unternommen und eine beynahe förmliche Lobrede auf den König verfertiget, welche hier mit so großem Beyfall aufgenommen worden, daß ich, wenn ich auch nicht gewollt hätte, sie dem Druk hätte übergeben müßen. Ich werde Ihnen, so bald es angeht eine Anzal Abdrüke davon schiken.
Wenn es Gottscheden gelungen ist Friederich zu überreden, daß er ein Beförderer des deütschen Geschmaks sey, so hat es mir noch weniger Mühe den ältesten Bruder des Königs zu überzeügen, daß der Mensch ein Schöps ist.
Ich bin in Sorgen, daß ihr Herr Schwager mit meinen Verrichtungen wegen seiner hiesigen SchuldForderung übel zufrieden ist. Aber ich beruffe mich auf das Zeügnis aller deren, die des Mannes Umstände kennen, ob es möglich gewesen ist, mehr von ihm heraus zu bringen. Er hat nach seinen Büchern über 20 tausend Rthlr. Schulden, und aus eben diesen Büchern ist nicht abzusehen, wie tausend Rthlr. sicher von ihm zu nehmen sind, wenn nicht seine FabrikStühle und seine wenige Meublen dazu genommen werden. Ich habe die von ihm erhaltene Waaren nach aller angewandten Mühe nicht höher, als für 730 . verkauffen können, welches Geld von jezo an gerechnet binnen 14 Tagen zalbar ist. Ich erwarte also Ordre, auf was für art und weise es soll nach Zürich übermacht werden.
Von den Umständen des Krieges schreibe ich nichts. Alles was ich darüber sagen kann, habe ich an Hrn. Künzli geschrieben. –
Das Banquet und die Larve sollen Sie mit meiner Lobrede gedrukt bekommen. Aber das Paket an den Hrn. v. Moser habe ich noch nicht bestellt. Ich hatte Gleim gefragt, ob er nicht von Halberstatt aus Gelegenheit dazu wüßte, aber in dieser Verwirrung der dortigen Länder noch keine Antwort erhalten. Es sind hier verschiedene Gedichte auf die Siege des Königs an den Tag gekommen. Die besten sind nur Proben angehender Dichter, die aber viel gutes enthalten. Ich werde Ihnen einige schiken. Ramler hält sich ganz unthätig. Hr. Sak hat erst diese Woche das Paket von Hrn. Breitinger bekommen. Grüßen Sie diesen schäzbaren Freünd und Wieland und wer sonst mir gewogen ist.
Sulzer
den 28 Jan. 58.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a. – E: Anonym Über Friedrich den Großen II 1807, S. 124 (Auszug).
à Monsieur Le Professeur Bodmer Membre du Grand-conseil à Zurich.
Vermerk Bodmers am rechten Rand auf der Umschlagseite: »beantwortet den 11. Febr. 1758 mit Einschluß eines briefes von Hrn Sch. director S.« – Vermerk Bodmers am unteren rechten Rand der Umschlagseite: »Winkelmann in etroiten Umständen/ König zum Landammann vorzuschlagen«.