Brief vom 20. Februar 1749, von Bodmer, J. J. an Sulzer, J. G.

Ort: Zürich
Datum: 20. Februar 1749

Zürch den 20 Februar 1749

Mein Herr und Wehrtester Freund.

Der Herr Waser war über die Neujahrstage hier in Zürich, weil er aber damahls ihren brief noch nicht hatte, so konnte er uns auch nichts von ihren Liebesgeschichten erzählen. Dieses vergnügen ist mir vorbehalten, wenn ich künftigen frühling nach Winterthur kommen werde. Ich kan mich desto leichter bis dahin gedulden, da ich nun weis, daß die Avantúre einen für sie recht glüklichen Ausgang bekommen hat.

Ich bin froh daß der Cimon bey ihnen wol angekommen ist: aber ich fürchte daß Sucro weder die zärtliche noch die naife schreibart so vollkommen in seiner gewalt habe, als dieses bey einer solchen Arbeit seyn sollte. Man sieht seinen Versen einen gewissen Zwang an; der von den Reimen und von dem sylbenmasse entsteht, und daneben noch andere ursachen mehr hat. Er ist gewohnter dogmatisch und troken, als sinnlich zu denken. Nun will der Cimon eine Naifeté haben, welche so wenig mit schweren und lehrreichen Gedanken als mit bäurischen bestehen kann. Über dises erfodert diser unausgebildete Cimon nicht bloß einen Übersezer der Prosa in Verse, sondern einen Werkmeister, der vor- und nachgeben kan; der nicht par maniére d'acquit sondern aus genie arbeitet. Der Berührung des stabes an dem orte, wo die Nymfe ihn gehalten hatte, ist leicht ein Tour zu geben, daß sie ein Instinct bey Cimon, und keine galanterie scheint. Aber ich habe theils Gedanken, die ihm zu frei sind, theils Ausdrüke die zu fein sind, wenn die Gedanken gleich in seinem Charakter ligen, in seinen Mund geleget die für ihn zu wizig, und ihm unerhört sind. Ich weis nicht ob die sachsen eine landhafte sprache haben, die nicht platt sey. Ich fürchte sie haben keine solche Sprache. Derowegen besinnen sie sich mehr, ob sie Hn Sukro mit dem Cimon compromittieren sollen. Wiewol ich aber disem freunde nicht so viel delicatesse d'esprit zutraue, so halte ich ihn doch in andern stüken sehr hoch, und ich bitte ihn dessen zu versichern. Hr. von Hagedorn, der doch den Ruhm der delicatesse hat, hat meine Erzählung von dem neuen Adam in seiner Übersezung übel mißhandelt, indem er die Empfindungen von den wahren Graden, auf welchen sie stuhnden, verrüket hat: und dises macht mich desto sorgfältiger; ich bitte aber hiervon gegen Niemanden zu gedenken; er würde mirs nicht verzeihen. Ich muß oft wider meinen Willen starke Biais nehmen, damit ich meine freunde nicht erzörne, und doch der Wahrheit getreu bleibe. Ich weiß noch nicht, wie Hr Lange mir eine kleine offenherzigkeit, die seinen Sigfried und Geselligen und St–ll– Lerchenfang betraf, aufgenommen hat.

Hr. Bermann, der mir die Horatier, ein unsinniges Trauerspiel mit den höflichsten worten zu beurtheilen gesandt, ist vielleicht jezo auf mich zornig daß ich ihm ein urtheil darüber zugesandt, welches ich doch von dem Hn Schuldheiß habe fällen lassen, und nur von weiten zu verstehen gegeben daß dasselbe mit meinem urtheil übereinkomme.

Ich darf Ihnen wol bekennen, daß ich Hn Langens Poesie und andre Wizige stüke ohne ungeduld entbähren kan, seitdem ich Klopstoks und einiger andrer habe. Von Naumann habe ich mit Wissen keine Zeile gesehen; von Ramler eine einzige Ode; ich zweifle oft ob dieser das poetische Naturell habe, nachdem es ihm so leicht fällt, demselben zu widerstehen. Gleim hat die Mine von anacreontischen Liedern erschöpft, ich habe daran genug, und wenn er länger schreiben wollte, so müste er in einer andren Dichtart schreiben. Aber warum publicirt er den Anakreon nicht, den er schon vorm Jahr versprochen hatte, oder warum wird diser nicht von Uz publicirt? Und warum lifert Gleim des von Kleist Frühling nicht, welcher ihm zu dem Ende vertraut worden? Ich habe Uzen in Anspach und Bareit nachfragen lassen, niemand will von ihm wissen.

Ich habe ihnen schon gesagt, Klopstok ist mein Poet, oder vielmehr der Messias, und ich will ihr beyder Evangelist werden. Ich habe von vielen freunden die Empfindungen gesammelt, die diser Messias bey ihnen verursacht hat, es sind sehr wunderbare Eindrüke. Die tiefesten sind diejenigen, welche er bey Hn Heß von Altstätten gemacht hat, sie sind ecstatisch. Ich habe den Messias in dem Journal helvetique den Franzosen ganz apostolisch anpreisen lassen; aber ich weis nicht, ob dise leichte Nation Ernstes genug hat ein christliches Sujet zu schmeken. Und was würde sie zu dem Sujet von dem Weltgerichte sagen, welches ein geschikter Kopf in der Arbeit hat?

Es ist mein Versehen, daß ich in ihrem Briefe für Misodeme, Misantrope gelesen. Sie sehen doch daraus meinen guten Willen; ich hoffe auch, daß der Misantrope doch ein Pläzchen in ihrer Bibliothek verdiene. Wenn ich den Misodeme noch finden kan, so will ich ihn mit meinen critischen Briefen schiken, welche in 14 tagen aus der Presse seyn sollen. Sie werden in disem Werk ein wunderliches gemenge von critischen Materien finden. Ich hoffe daß es zur aufmunterung unsrer Freunde, die izt an der lethargie liegen, dienen werde. Es ist darunter ein Zusaz zum Pygmalion, welchen sie an dem gehörigen Orte eintragen müßen, wenn sie diese Fabel publicieren wollten. Ich habe izt nicht Zeit nachzusehen, was für andere zusäze oder verbesserungen zu machen wären; ich überlasse ihnen dises, ja ich wünsche daß sie dergleichen Bemühung übernehmen zum wenigsten, was die Redensarten antrifft.

Ich danke ihnen herzlich daß sie den Hn Sak mit dem Messias bekannt machen wollen, ich würde mich in meiner meinung von diesem rechtschaffenen mann häßlich betrügen, wenn diser Messias ihm nicht sein herz abgewänne. Geben sie ihm mit gelegenheit zu verstehen daß ich und andere hiesige Freunde, welche Hn Mosheims Gunst ganz kaltsinnig entbähren könnten, sich aus Hn Sakes gewogenheit die vornehmste Ehre macheten.

Ich weis nicht was Hr Ebert damit sagen wollen, er sähe nicht ungerne daß Klopstok stehen bliebe. Vielleicht, daß er nicht falle. In einem Critischen Synodus von lauter braven männern könnte man hiervon mit præciseté reden. Für das, was ich noch von ihm gesehen habe, ließ sich sehr viel rechtfertigendes sagen, selbst für das was am fehlbarsten scheint. Sein Messias hat des französischen predigers zu Christian–Erlangen, Mr. Le maitre, meines alten freundes, eines recht apostolischen mannes vollkommensten Beyfall, den er auch in der bibliotheque germanique öffentlich entdeken wird. Klopstok hat eine ungewöhnlich zärtliche liebe im kopf, eine liebe, wie der himmlischen Einwohner, sein Glük od. Unglük in derselben wird einen starken Einfluß auf sein Gedicht haben. Vielleicht wird sein Werk freudiger wenn er darinnen glüklich ist. Aber wenn es freudiger wird, so werden wir die traurigen stüke von Adramelech, Ischarioth &c. entbähren müssen. Hagedorns Freundschaft ist noch nicht hier. Ich kan keinen Plaz in diesem Gedichte fodern, unsre freundschaft ist zwar redlich, aber es ist doch nur ein commercium. Ich habe in den Critischen Briefen auch eine sehr freundschaftliche Elegie.

Wenn sie sich zugunst des Engländers ihres verlohrnen Paradieses beraubet haben, so will ich ihnen mit einem andern Stük aufwarten. Ich bin reichlich damit versehen. Ein Gruner von Bern hat das erste buch aus meiner Übersezung in deutsche gereimte Verse übersezet, und mein urtheil davon sehr höflich begehrt, ich habe ihm sehr höflich gesagt, daß sie wenig taugt, wiewol sie gottschedisch ist. Ich verbleibe

Ihr ergebenster Dr.
Bodmer.

P. S. Aus furcht, daß Sie die critischen Briefe, welche ich erst durch die Meßleute senden kan, sehr späte bekommen würden, habe ich gutgefunden die Bogen L und M auf welchen der Zusaz zum Pigmalion steht, hier beyzulegen. Ich überlasse Ihnen mit dem ganzen stüke als mit ihrem Eigenthum umzugehen. Weil ich wider ins schreiben gekommen bin, so muß ich nicht wider vergessen sie zu bitten, daß Sie dem redlichen Hn Rector Damm meines freundschaftlichen Andenkens versichern.

Im November vorigen Jahres habe ich ein poetisches Lobschreiben empfangen von einem Jacob. Herm. Obereit stud. Med. arbore felice nato, welches nicht niedriger als so anfängt:

– wie soll ich oh Bodmer dich nennen
Richter, Erleuchter des Pindus, des goldstrahlenden Phöbus
Günstling und Zier seiner Sayten – –

Für alle dise goldstrahlende worte habe ich ihn vor eine Tete un peu timbrée angesehen. Das ist der dank den er von mir erhalten hat. Kennen sie den Menschen? Der Brief ist aus Berlin gestellt; und der Verfasser hat seine wohnung nicht vergessen per mio governo anzuzeigen chez Mr. Courvoisier à la Maison de Pilet rue de poste. Es sind dennoch in seinem Gedichte poetische saillies, die sehr schön wären, wenn sie zierlich, harmonisch und edel wären vorgetragen worden.

Ich habe noch ein Exemplar der Misodemes bekommen, welches hierbey geleget habe. Der 4te und fünfte sind niemahls herausgekommen, weil viel griechische stellen darinnen sind, und keine griechischen buchstaben in der drukerey vorhanden waren.

Ich habe dem jungen Hn Geßner ein Verzeichniß von meinen Critischen Werken zugestellt, von welchen ich etwa 150 stüke bey meiner Separation von Hn Orell annehmen müssen. Wenn er mir einen Käufer fände der sich mit dem ganzen überrest beladen wollte, so würde ich ganz wolfeilen Kauf geben. Der verlag davon ist mein, und darf man keinen Nachdruk befürchten, weil der ohne meine Einwilligung nicht geschehen darf. Ich weis gewiß daß Deutschland mit disen Werken nicht überladen worden. Wenn m HE. dem Hn Geßner einige gute Einschläge thun kan, wie ich am besten zu meinem Zweke damit kommen könne, so würden sie mich Ihnen stets mehr verbinden. Es ist aber viel daran gelegen, daß ich mit einem redlichen Käufer zu thun bekomme, und wo soll ich disen antreffen? Ich könnte mich resolvieren allen disen Überrest einem jungen Menschen, der erst einen Buchhandel anfangen wollte so zu vertrauen daß er mir den Preis dessen wir einig würden und den ich über die maßen facilitierte, allererst in etlichen Jahren zahlete, wofern ein solcher mir nur für dises sicherheit geben würde. Sie belieben von Hn Geßner sich das Verzeichniß geben zu lassen, und sich mit ihm darüber zu unterreden.

Hr Canonicus Breitinger sucht für die alten schwäbischen Poeten einen Verleger in Deutschland und es scheint, daß sich einer an einem gewissen orte zeigen wolle, wo zugleich ein geschikter mann ist, der den druk besorgen wird. Wir machen die leichtesten Conditionen, maßen wir pro labore so viel als nichts fodern.

Nachdem Hr Orell mit Opizen so langsam ist, so werden wir ebenfalls einen Editor und Verleger in Deutschland suchen. Doch dises werk gehört Hn Breitinger, es ist seine Erfindung, und ich habe sehr wenig damit zu schaffen gehabt.

Überlieferung

H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 12a.

Einschluss und mit gleicher Sendung

Druckbogen Zusaz zum Pygmalion. – Ein Exemplar Amusemens de Misodème.

Lesarten

frei
fein
fein
frei

Eigenhändige Korrekturen

der von den Reimen und von dem sylbenmasse
der theils von den Reimen und theils von dem sylbenmasse
jezo auf mich zornig
iezo auf mich Ehr zornig

Stellenkommentar

St–ll– Lerchenfang
Christoph Ludwig von Stille, Der Lerchenkrieg, oder die Siege Victors, ein Heldengedicht, [1748], das Lange zum Druck mitvorbereitet und Bodmer anschließend übersandt hatte. Vgl. das Exemplar in Bodmers Bibliothek mit der Sign. 3.347,21. Zu von Stille siehe Kommentar zum Brief letter-sb-1747-05-18.html. Bodmers Schreiben an Lange mit der erwähnten Beurteilung konnte nicht ermittelt werden.
jezo auf mich zornig
Vgl. Hagedorns Brief an Bodmer vom 7. April 1749: »Unser Herr Behrmann ist mit seinen Arbeiten so wenig selbst zufrieden, auch sonst ein so billiger Mann, daß er die kritischen Betrachtungen von Herrn Schultheissens sehr wohl aufgenommen hat, und, wie er mich versichert, ihm dafür verbunden ist.« (Hagedorn Briefe 1997, Bd. 1, S. 268). Vgl. auch Behrmanns Antwort- und Verteidigungsbrief auf Bodmers Kritik: »E. Hochedelgebohren haben mich unter dem 10t. vorigen Christmonathes mit einer Antwort beehret, ohne welche ich mich vielleicht entschloßen hätte, meine Horazier der Preße zu überlaßen. Ich erkenne dero mir hierunter erwiesene Freundschaft mit dem ersinnlichsten Danke, und versichere, daß ich mir des Herren Schuldheißens Anmerkungen möglichst zu Nuze machen werde. Demselben bitte ich mich schönstens zu empfehlen, und Ihm zu berichten, daß Er diejenigen Stellen fast am allerschärfesten beurtheilt hat, welche bey einer dreimahligen Aufführung meines Stückes allhier den größesten Beifall gefunden haben.« (ZB, Ms Bodmer 1.10).
Anspach und Bareit
Ansbach und Bayreuth. Johann Peter Uz, der in Halle gemeinsam mit Gleim studierte hatte, stammte aus Ansbach, wo er seit 1748 eine Stelle als Sekretär des Justizkollegiums innehatte.
sie sind ecstatisch
Vgl. die zunächst als Handschrift kursierende und schließlich 1749 gedruckte Schrift Zufällige Gedanken über das Heldengedicht, der Meßias von Johann Caspar Hess (von Altstetten). Vgl. dazu Meyer Der Messias in Zürich 2009, S. 479. Der Pfarrer Johann Caspar Hess, über den wenig bekannt ist, gehörte zu Bodmers langjährigen Freunden und Korrespondenten. 1709 geboren, schloss er 1735 sein Theologiestudium ab und trat in den folgenden Jahren die Stelle eines Dorfpfarrers in Altstetten bei Zürich an. Hess, der ansonsten nicht mit literarischen oder literaturkritischen Publikationen in Erscheinung trat, erhielt 1754 die Pfarrstelle im Dorf Neftenbach in der Nähe von Winterthur.
in dem Journal helvetique den Franzosen
Im Dezember 1748 erschien eine vermutlich von Johann Heinrich Meister oder Bodmer selbst verfasste Rezension des Messias mit ins Französische übersetzten Passagen aus den Gesängen I–III im Journal helvétique unter dem Titel Echantillons d'un poème épique allemand, dont le sujet est la rédemption ou le Messie, tires de la lettre d'un gentilhomme allemand. Vgl. Süpfle Geschichte des deutschen Kultureinflusses in Frankreich 1886, S. 204. – Brief letter-bs-1748-12-10.html.
Zusaz zum Pygmalion
Zusaz zum Pygmalion (20. Brief). In: [J. J. Bodmer, M. Künzli], Neue Critische Briefe, 1749, S. 170–177.
Christian–Erlangen
In der barocken Idealstadt Christian Erlangen fanden seit dem 17. Jahrhundert hugenottische Glaubensflüchtlinge ein Zuhause. Der Schweizer Theologe und Freund Bodmers, Johann Heinrich Meister, war hier seit 1747 Prediger. Nach Stationen in Bückeburg und Bayreuth kehrte er schließlich in die Schweiz zurück und ließ sich als Pfarrer und Kämmerer in Küsnacht am Zürichsee nieder. Meister hat eine mehrere Hundert Briefe umfassende, in der ZB überlieferte Korrespondenz mit Bodmer hinterlassen.
in der bibliotheque germanique öffentlich entdeken
Die von 1746 bis 1759 erschienene und von Jean Henri Samuel Formey herausgegebene Zeitschrift Nouvelle Bibliothèque Germanique. Johann Heinrich Meisters Artikel wurde allerdings nicht publiziert. Vgl. auch Klopstocks Brief an Meister vom 26. Januar 1749 (Klopstock Briefe 1979, Bd. 1, S. 34–36).
Hagedorns Freundschaft
Vgl. Kommentar zu Brief letter-sb-1749-01-18.html.
eine sehr freundschaftliche Elegie
Vermutlich Freundschaftlicher Brief an Sipha (35. Brief). In: [J. J. Bodmer, M. Künzli], Neue Critische Briefe, 1749, S. 287–289.
das erste buch aus meiner Übersezung
Gottlieb Sigmund Gruner, Berner Jurist. Nach Reisen in Preußen und Schlesien als Hofmeister des Prinzen von Anhalt-Schaumburg wurde er 1749 Vizeamtsschreiber in der Berner Landvogtei Thorberg. Er machte sich später durch geologische Untersuchungen in den Schweizer Alpen einen Namen. Vgl. Gruners Brief an Bodmer, Burgdorf, 31. Januar 1749: »Euer WohlEdelgebohren so trefflich gerathene Deutsche Übersetzung des Miltons Verlohrenen Paradieses hatte mich veranlaßet dieselbe in Nebenstunden in Reimen einzukleiden; und einige meiner Freünden muntern mich auff dieses angefangene Werk fortzusezen.« Gruner übersandte Bodmer die Übersetzung und bat ihn darum, »dieselbe zu beurtheilen«. (ZB, Ms Bodmer 2.17). Bodmer vermerkte auf dem Brief: »beantwortet den 8 febr. 1749.«
ein poetisches Lobschreiben
Jakob Hermann Obereit ging 1747 nach Berlin und trat im Jahr 1748 in eine umfangreiche Korrespondenz mit Bodmer, die bis 1777 andauerte. Der erste Brief vom 16. Oktober 1748 mit der insgesamt 82 Zeilen umfassenden Epistel Wie soll ich, O Bodmer dich nennen? ist erhalten (ZB, Ms Bodmer 4a.10, Nr. 1). Auf einer weiteren Seite des Schreibens steht das Gedicht La Divinité de Lovis. Obereit, der anschließend in Lindau lebte, sandte Bodmer in den folgenden Jahren wiederholt seine literarischen Entwürfe zu, darunter Gesang von der Olympischen Poesie. An Herrn Professor Bodmer, Helvetisch=Patriotischer Helden=Gesang oder Ode vom Erdbeben.
Tete un peu timbrée
Übers.: »ein etwas verrückter Kopf«.
dem jungen Hn Geßner ein Verzeichniß
Salomon Geßner war seit 1749 Lehrling in der Spener'schen Buchhandlung in Berlin, brach die Ausbildung aber bald ab, um sich der Malerei und Dichtung zu widmen. Das erwähnte Verzeichnis und der dazugehörige Brief konnten nicht ermittelt werden. Einige Jahre später entwarf der mittlerweile 22-jährige Geßner die erste Titelvignette für Bodmers Noah.
meiner Separation von Hn Orell
Bodmer hatte sich 1741 aus dem von ihm begründeten Verlag Orell und Comp., den sein Neffe Hans Konrad von Orelli 1737 übernommen hatte, zurückgezogen.
facilitierte
erleichterte.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann und Baptiste Baumann
Kommentar: Jana Kittelmann