Hochedler, Hochgelehrter p.
Insonders Hochgeehrter Herr.
Es war mir sehr lieb von E Hochedl. zu vernehmen, daß die Nachrichten, die ich zuzeiten durch Hrn. Waser an Sie gelangen laßen nicht unangenehm gewesen; Ich werde mich bemühen, daßelbige auch ins künfftige so viel mir möglich ist zu thun. Mich dünkt doch, daß der gute Geschmak nach Graden anfängt in hiesigen Gegenden emporzukommen. Zum wenigsten habe ich hier noch niemanden gesprochen, dem die neüen critischen Schrifften bekannt sind, der nicht den großen Vorzug der Schweizerischen critischen Schrifften vor den Leipzigischen erkennt. Die neüen Fabeln haben hier auch nicht überall den Beyfall, den sie verdienen, mir gefallen sie überaus wol. Hr. Gleim hat mir geschrieben, daß er dieselbe mit großen Vergnügen gelesen habe. Wenn sich hier einige Tadler öffentlich einfinden sollten, so würde ich mich nicht enthalten können, mich derselben anzunehmen; denn mich dünkt, daß ich demonstrative Gründe habe, den Werth derselben zu behaupten.
Der Hr. Pastor Lange von Laublingen, hat mir, noch ehe er den Brief von E Hochedl. empfangen, berichtet, daß er die Verfaßer der hällischen Bemüher kenne und hat mir einige genennt, allein ich habe den Zeddel, worauf sie stuhnden Verlohren. Sie sollen nur auf ordre ihres Verlegers schreiben, und nichts hinein bringen dörffen, als was er gerne haben will. Hr. Lange wird nächstens einmal herkommen, da ich denn den Anlas haben werde mit ihm in nähere Bekanntschafft zu kommen. Der Brief an Hr. Hagedorn mit den freyen Nachrichten ist richtig bestellt geworden, ich habe zu gleich auch ein Briefgen an ihn geschrieben, und ihm meine Dienste angeboten, wenn er etwa was nach der Schweiz schiken wollte, weil ich hier öfters Anlas dazu habe. Morgen werde ich einige Blätter von den freyen Nachrichten nach Leipzig schiken, daß sie an den Hr. Rost nach Dreßden bestellt werden.
Ich erwarte alle Tage von Hrn. Gleim zwey ernsthaffte Gedichte die er mir hier vorgelesen hat und die mir sehr wol gefallen. Sie heißen die Bürger und die Schäffer Welt. Er glaubt, daß der 12 Theil von der Sammlung Critischer und Geistvoller Schrifften, entweder noch nicht nach Leipzig gekommen, oder dort confiscirt geworden, weil er ihn nicht hat bekommen können.
Haben Sie den critischen Allmanach gesehen? Es steht darauf Gedrukt in Winterthur, auf umkosten der critischen Gesellschafft. Ich hätte bald die Feder ergriffen und deßwegen einen Brief an die erdichtete critische Gesellschafft in Winterthur geschrieben, allein die Schrifft kam mir doch allzu Läppisch vor, als daß ich so viel Mühe deßwegen genommen hätte. Ich muthmaße aus einigen Anzeigungen, daß Hr. Gottschede der Verfaßer davon ist.
Hiermit habe die Ehre zu verbleiben
Hochedler, Hochgelehrter p.
Ins. Hochgeehrter Herr
Magdeburg den 10 Jan. 45.
An den Hrn. Prof. Breitinger bitte E. Hochedl. unbeschwehrt meine gehors. Empfehlung zu machen.
Die freye Nachrichten haben hier auch Liebhaber gefunden, wenn sie continuiren, so werde ich sehen, daß ich sie wenigstens alle viertel Jahr hieher kriege.
P. S. Ich höre daß Hr. Dr. Haller willens ist künfftigen März nach der Schweiz zureisen.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a.
Herrn Bodmer, Mitglied des großen Raths und Profeßor p. in Zürich
Vermerk Bodmers auf der Umschlagseite am unteren Rand: »habe ihm den 1. Th. Opiz mit 1. feuille Misodeme gesandt nebst hiesigen freyen Nachrichten«. – Vermerk einer weiteren Schreiberhand auf der ersten Seite: »*) Meyers von Knonau«. – Siegelreste. – Siegelausriss.
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