Johann Georg Sulzer – Johann Jakob Bodmer: Briefwechsel. Zur Edition

Editorische Richtlinien

Zur Textkonstitution

Die 454 Briefe umfassende Korrespondenz zwischen Johann Georg Sulzer und Johann Jakob Bodmer wird hier vollständig wiedergegeben. Erfasst sind auch nicht überlieferte, aber erschlossene Briefe.

Die Brieftexte wurden nach der Originalhandschrift buchstaben- und zeichengetreu, aber nicht positionsgetreu konstituiert. Nur in drei Fällen, in denen die Originalhandschrift nicht überliefert bzw. der Schreiber aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr in der Lage war, den Brief mit eigener Hand zu verfassen, wurde auf die Abschrift bzw. eine andere Handschrift zurückgegriffen.

Die Digitialisate der in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrten Briefe sind verfügbar auf e-manuscripta:

Briefe sind persönliche Lebenszeugnisse und tragen Spuren einer individuellen Entstehung, die bei der Textkonstitution Berücksichtigung finden muss. Das trifft auch für die Briefe Sulzers und Bodmers zu, deren individuelle Schreibweisen und orthografische Gepflogenheiten sich in ihrer fast vier Jahrzehnte umfassenden Korrespondenz durchaus veränderten. Insbesondere die Handschrift Bodmers stellt eine erhebliche editorische Herausforderung dar und in einigen Fällen müssen Lesarten als unsicher gekennzeichnet bleiben.

Im edierten Text wird nicht der Schreibvorgang abgebildet. Alle von den Verfassern verantworteten innerhandschriftlichen Selbstkorrekturen (z. B. Streichungen, Ergänzungen und Überschreibungen) werden im Anmerkungsteil im Abschnitt Eigenhändige Korrekturen verzeichnet. Eine Ausnahme bilden Unterstreichungen, die im edierten Brieftext als solche wiedergegeben werden.

Unabhängig von der handschriftlichen Vorlage beginnen Satzanfänge stets mit einem Großbuchstaben und Satzenden schließen mit einem Schlusszeichen. Orts- und Personennamen werden stets groß geschrieben. Die Position der Anrede- und Grußformeln wurde vereinheitlicht und links- bzw. rechtsbündig gesetzt.

Erkennbar längere Freiräume zwischen Sätzen wurden durchgängig als Umbrüche interpretiert und im gesamten Text als Absatz umgesetzt. Im Schriftbild beider Briefschreiber ist zudem oft nicht zu unterscheiden, ab welcher Größe eine Lücke zwischen zwei Wörtern als Abstand zu werten ist. Hier wurde je nach Fall entschieden und individuell eine Anpassung an die Gewohnheiten des jeweiligen Schreibers oder, in nicht zu klärenden Zweifelsfällen, an heutige Schreibkonventionen vorgenommen. Binnenmajuskeln wurden beibehalten. Kustoden in der Originalhandschrift wurden im Druck stillschweigend aufgelöst. Die (seltenen) Verschreibungen wurden im Apparat korrigiert und nicht im Brieftext emendiert.

Lateinische Schreibschrift wird kursiv wiedergegeben. Textverluste im Original, z.B. durch Siegelausriss oder Streichungen, die auch nicht mehr durch eine Abschrift rekonstruierbar sind, werden durch XXX gekennzeichnet.

Als nicht einfach stellt sich die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung dar. Generell wurde hier versucht, einer der Originalhandschrift getreuen Wiedergabe den Vorzug zu geben und bei Zweifeln bezüglich der Minuskel- oder Majuskelform eines Buchstabens nach den jeweiligen Schreibgewohnheiten der Korrespondenten zu entscheiden. So bevorzugt Bodmer eher die Kleinschreibung, Sulzer schreibt hingegen die Substantive meist groß. Eine weitgehende Anpassung der Groß- und Kleinschreibung an Schreibkonventionen der Verfasser erfolgte in den Fällen, in denen nicht eindeutig zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden werden kann. Dies gilt im Falle der Handschrift Sulzers für d, o, t, w und z und oft auch für a. Im Fall Bodmers, in dessen Orthografie sich ohnehin nur schwer eine Systematik erkennen lässt, ist die Groß- und Kleinschreibung bei den Buchstaben b, d, f, h, k, l, o, t, u, w und z oft nicht zu unterscheiden.

Das ÿ wird als y wiedergegeben. I und J werden in Handschriften des 18. Jahrhunderts und auch von Bodmer und Sulzer nicht unterschieden. In der Transkription wird vor einem Vokal ein J gesetzt (z. B. Jahr, Jezo) und vor einem Konsonanten ein I (z. B. Ich, Ihr, Izt).

Worttrennungen sowie der Geminationsstrich über n und m wurden stillschweigend aufgelöst.

Abkürzungen wurden beibehalten und sind im Abschnitt Abkürzungen erläutert. Suspensionsschlingen wurden ebenfalls nicht aufgelöst, sondern mit einem Punkt abgekürzt. Verschleifungen wurden stillschweigend aufgelöst. Eindeutig ausgeschriebene Endungen wurden nicht korrigiert. Grafische Varianten von Zeichen, z. B. doppelte Bindestriche, verschiedene Formen von Abkürzungszeichen oder historische Klammerformen, wurden stillschweigend vereinheitlicht und in der heutigen Schreibweise dargestellt.

Editorische Zeichen und Schrifttypen

abcddeutsche Schreibschrift
abcdlateinische Schreibschrift
XXX unlesbarer Text oder Textverlust
abcdüber oder unter der Zeile ergänzt
|abcd|in der Zeile ergänzt
abcdam Rand oder auf einer anderen Seite ergänzter Text
abcd unsichere Lesung im edierten Text
abcdim Original unterstrichener Text
abcd Streichung

Zur Kommentierung

Der Kommentarteil bezieht sich auf die edierten Brieftexte und die Briefbeilagen. Er wird jeweils rechts parallel zum edierten Brieftext präsentiert. Er gliedert sich in die Abschnitte Überlieferung, Datierung, Anschrift, Einschluss und mit gleicher Sendung, Vermerke und Zusätze, Lesarten, Eigenhändige Korrekturen und Stellenkommentar. Wenn es keine Informationen zu dem jeweiligen Abschnitt gibt, wird dieser nicht dargestellt.

Im Abschnitt Überlieferung werden unter H: Informationen zum Standort der Handschrift gegeben. Unter A: sind Abschriften aus den Abschriftenkonvoluten der Zentralbibliothek Zürich vermerkt. Auf Erstdrucke wird unter E: mit der abgekürzten bibliografischen Angabe (z. B. Körte 1804) hingewiesen. Folgedrucke sind hier nicht verzeichnet.

Der Abschnitt Datierung diskutiert erschlossene oder korrigierte Datierungen.

Im Abschnitt Anschrift werden alle überlieferten Adressen auf den Briefbögen sowie postalische Informationen zur Lieferung der Sendung mitgeteilt. Zusätzliche Kürzel und Zeichen auf der Anschriftseite werden nicht wiedergegeben.

Die Briefe wurden häufig von Beilagen und Einschlüssen begleitet. Diese sind im Abschnitt Einschluss und mit gleicher Sendung verzeichnet. Dabei handelte es sich meist um Briefe von Dritten oder an Dritte, handschriftliche Manuskripte, eigene Druckwerke oder Druckwerke Dritter, aber auch naturkundliche Objekte (z. B. Pflanzensamen) sowie Kupferstiche, Porträts oder in einem Fall sogar Stofffäden. Die Beilagen sind häufig nicht überliefert. Überlieferte eingeschlossene Briefe oder literarische Entwürfe, die noch nicht gedruckt vorliegen, werden im Anschluss an den Brief wiedergegeben und im Verzeichnis der Briefe nachgewiesen. Einige der ermittelten Porträts und Kupferstiche werden abgebildet.

Im Abschnitt Vermerke und Zusätze sind handschriftliche Zusätze und Notizen des Empfängers oder anderer Schreiber wiedergegeben. Insbesondere Bodmer hinterließ zum Teil umfangreiche Notizen und Vermerke in Sulzers Briefen. Bei Sulzer beschränkten sich die Zusätze meist auf Datumsangaben, die wohl im Zuge seiner Sichtung, Ordnung und Abschrift der Korrespondenz eingefügt worden sind. Bearbeitungsspuren Dritter (z. B. Rahmungen, Streichungen und handschriftliche Annotationen) werden ebenfalls vermerkt. Spuren der archivalischen Erschließung werden hingegen nicht wiedergegeben. Zudem finden sich hier Angaben über Siegel, Siegelreste und Siegelausrisse.

Eigenhändige Korrekturen bezeichnen alle innerhandschriftlichen, von den Verfassern verantworteten Selbstkorrekturen. Sie umfassen Streichungen, Ergänzungen und Überschreibungen. Buchstabenansätze werden nicht berücksichtigt.

Der forschungs- und quellengestützte Stellenkommentar soll den Nutzerinnen und Nutzern Hinweise zum Verständnis der Brieftexte geben. Er umfasst Erläuterungen insbesondere zu biografischen, bibliografischen, werk- und literaturgeschichtlichen, sprachlichen, historischen und politischen Aspekten und Kontexten sowie Nachweise von Zitaten. Die Fülle an heterogenen Themen, auf die Sulzer und Bodmer in ihrem fast vier Jahrzehnte umfassenden brieflichen Dialog zu sprechen kommen, stellte dabei durchaus eine Herausforderung dar. Insbesondere die häufigen und komplexen Verweise auf Parallelkorrespondenzen verlangten intensive Recherchen, nicht nur in der Zentralbibliothek Zürich, sondern auch in anderen Archiven in der Schweiz, Deutschland und Polen. Für die Kommentierung sind zahlreiche unveröffentlichte Briefe von Dritten und an Dritte, handschriftliche Manuskripte und Entwürfe sowie historische Akten ausgewertet worden. Diese werden in der Bibliografie im Abschnitt Handschriftliche Quellen nachgewiesen. Für das Verständnis wichtiger Passagen aus anderen Briefen werden diese sowohl zusammengefasst als auch – vor allem wenn es sich um handschriftliche und unveröffentlichte Quellen handelt – ausführlicher zitiert. Zudem bezogen sich die Recherchen auf Druckwerke. Die von Sulzer und Bodmer erwähnten und diskutierten Werke, Zeitschriften und Rezensionen werden im Kommentar unter Angabe eines Kurztitels vermerkt und in der Bibliografie vollständig in den Abschnitten Im Briefwechsel erwähnte Schriften, Periodika und Rezensionen nachgewiesen.

Weniger umfassend erläutert sind allgemeine historische Ereignisse, gesellschaftliche, ökonomische und wissenschaftliche Entwicklungen und militärische Konflikte wie der Siebenjährige Krieg. Informiert wird allerdings über historische Details wie Schlachten oder für das Verständnis der Korrespondenz zentrale Ereignisse wie etwa die Mediation von Genf im Jahr 1766. Wichtige historische Ereignisse sind, ergänzt um gesellschaftliche, kulturelle oder biografische Ereignisse, in einem separaten Ereignisregister erfasst.

Bis auf allgemein bekannte und geläufige Redewendungen werden fremdsprachige Texte im Kommentar übersetzt. Einen erheblichen Teil nehmen hier vor allem die in Bodmers Briefen integrierten Abschriften französischer Passagen aus Briefen Laurenz Zellwegers ein. Zitationen antiker Texte werden unter Angaben der Stelle nachgewiesen und die Übersetzung nach einer modernen Ausgabe angeführt. Sulzer und Bodmer haben oft über mehrere Briefe hinweg unterschiedliche Themen diskutiert. Auf diese wird über Querverweise zwischen den Briefen hingewiesen.

Verzeichnisse

Erstellt wurden Register zu Personen inkl. der von ihnen im Briefwechsel erwähnten Werke, zu Orten, Körperschaften und Institutionen, zu Periodika und Zeitschriften sowie zu historischen Ereignissen. Zentrale Begriffe und Themen der Korrespondenz sind im Sachregister erfasst. Stellen, an denen sich weiterführende und tiefergehende Anmerkungen finden, sind im Register fett gekennzeichnet. Im Glossar finden im Briefwechsel häufig verwendete historische und politische Begriffe Erläuterungen. Berufs- und Amtsbezeichnungen sowie Synonyme und Pseudonyme sind im Abschnitt Amtliche Bezeichnungen, Zuschreibungen und Pseudonyme erklärt. Zudem gibt es Erläuterungen zu Abkürzungen und Abbreviaturen für Währungen und ein Verzeichnis der Siglen.

Siglen

ABBAWAkademiearchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
ADBAllgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. Leipzig, Duncker und Humblot, 1875–1912.
ATSulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln. 2 Bde. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1771/1774.
BBBurgerbibliothek Bern.
BJBiblioteka Jagiellońska Krakau.
BLHABrandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam.
DHMDeutsches Historisches Museum Berlin.
DWBDeutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. 32 Teilbde. Leipzig, Hirzel, 1854–1961.
EidAFechter, Daniel Albert (Hg.): Die Eidgenössische Abschiede 1744–1774. 2. Aufl., Basel, Baur, 1862.
GhHGleimhaus Halberstadt – Museum der deutschen Aufklärung.
GSAGoethe-Schiller-Archiv Weimar.
GStAGeheimes Preußisches Staatsarchiv Berlin-Dahlem.
HARHistoire de l’Académie Royale des Sciences et Belles Lettres de Berlin. Berlin, Haude und Spener, 1746–1771.
HLSHistorisches Lexikon der Schweiz. Online-Publikation: http://www.hls-dhs-dss.ch.
KbAAKantonsbibliothek Appenzell-Ausserrhoden Trogen.
Körte 1804Körte, Wilhelm: Briefe der Schweizer Bodmer, Sulzer, Gessner. Aus Gleims litterarischem Nachlasse. Zürich, Gessner, 1804.
LBHLeibniz Bibliothek Hannover.
NDBNeue Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 28 Bde. Berlin, Duncker und Humblot, 1953 ff.
SBBStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
SGSSulzer, Johann Georg: Gesammelte Schriften. Kommentierte Ausgabe. Hg. von Elisabeth Décultot, mitbegründet von Hans Adler. 10 Bde. Basel, Schwabe Verlag, 2014 ff.
SISchweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler und fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dalcher, Peter Ott, Hans-Peter Schifferle sowie Hans Bickel und Christoph Landolt. 16 Bde. Frauenfeld, Huber, 1881–2012.
SLStadtarchiv Luzern.
SLUBSächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.
SUHStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky.
SUUBStaats- und Universitätsbibliothek Bremen.
SWBStudienbibliothek, Winterthurer Bibliotheken.
UBBUniversitätsbibliothek Basel.
UBLUniversitätsbibliothek Leipzig.
ZBZentralbibliothek Zürich.
Zehnder-Stadlin 1875Zehnder-Stadlin, Josephine: Pestalozzi: Idee und Macht der menschlichen Entwickelung. Zeit und Vorzeit von Pestalozzi's Entwickelung. Gotha, E. F. Thienemann, 1875.

Abkürzungen

Ao. Anno
B., Berl. Berlin
Bo., B–r. Bodmer
Can. Canonicus (Chorherr)
CC. Zweihundert (Rat der Stadt Zürich, Bern oder Genf)
Ch. Chorherr
D. Diakon
dergl. dergleichen
d. i.das ist
Dr. Diener
Dr. Doktor
Ew. Euer Wohlgeboren
Feld M. Feldmarschall
Fr.Frau
Fr. Freund
G., Gl. J. W. L. Gleim
gehors. gehorsam, gehorsamst
Gel. G. Geliebts Gott
Hr. Herr
Jgfr. Jungfer
JGSJohann Georg Sulzer
Jkr. Junker
K. König
K. M. Künzli
K., Kl., Klo., K–k F. G. Klopstock
Lav. J. C. Lavater
M., Mag. Magister
Magd., Magdeb.Magdeburg
MHh Meine Herren
Mr. Monsieur
Mst Manuskript
NB Notabene
N. Jahr Neues Jahr
od.oder
p., p p.perge perge
Pr. Preußen
Pr., Prof. Professor
P. S. Postskriptum
Rthlr. Reichstaler
Rthr. Ratsherr
S. Sulzer
u. s. f. und so fort
u. s. w.und so weiter
W. C. M. Wieland
W., Winterth. Winterthur
W–s–rJ. H. Waser
Xb, XberDezember
Z., Zch. Zürich
z. E.zum Exempel
GuldenGulden
Xr., Xr.Kreuzer
PfundPfund Sterling
Rthlr.Reichstaler
SchillingSchilling

Glossar

Amanuensis
Schreiber, Abschreiber, Sekretär.
Antistes
Vorsteher der Kirche, höchster kirchlicher Amtsträger in den schweizer-reformierten Kantonen Zürich, Basel und Schaffhausen. Ebenfalls gebräuchlich in Graubünden (Chur) und St. Gallen.
Brachmonat
Juni.
Calumniant
Verleumder, Schmäher.
Capitulation
Vertragsschluss zwischen einem schweizerischen Regiment und dem Königreich Frankreich über die Bedingungen der Truppenaufhebung (Rekrutierung, Sold, Verpflichtungsdauer usw.) im jeweiligen Kanton.
Chorherr
Kleriker bei einer Stiftskirche. Im Briefwechsel meist für die Chorherren am Zürcher Grossmünsterstift und besonders für Johann Jakob Breitinger verwendet.
Christmonat
Dezember.
Citoyen
Bürgerklasse der Republik Genf. Die Citoyens verfügten über alle politischen und ökonomischen Rechte und hatten Zugang zu allen politischen Ämtern der Republik.
Conseil général
Generalversammlung der höheren Bürgerklassen der Republik Genf (Citoyens und Bourgeois über 25 Jahre). Der Conseil général stellte die legislative Instanz bezüglich der Steuergesetze und der auswärtigen Allianzen dar.
Diakon
Zweiter Pfarrer einer Pfarrgemeinde, auch Helfer genannt, häufig mit Schwerpunkt in der Armen- und Krankenfürsorge. Im Briefwechsel meist für Johann Heinrich Waser verwendet.
Doppia (Pl. Doppie)
Italienische Münze (doppel geprägt). Im Briefwechsel für die Schweizer Dublone verwendet, eine Goldmünze, die dem Friedrich d'or vergleichbar war und etwa fünf Reichstalern entsprach.
Droit négatif
Vorrecht des Genfer Petit Conseil, alle im Grand Conseil und im Conseil général zur Diskussion und Abstimmung angetragenen Vorstellungen (Représentations) zu prüfen. Der Ausdruck sowie die übertragene Bezeichnung der Négatifs als politischer Partei setzten sich in den 1760er Jahren durch.
Grand Conseil
Französische Bezeichnung für den aus 200 Mitgliedern bestehenden Großen Rat der Republik Genf. Der Grand Conseil besaß die legislative Macht, Erlässe und Ordnungen zu verabschieden.
Großer Rat
Erweiterter Regierungsrat in den Schweizer Stadtorten, mit unterschiedlicher Mitgliederzahl besetzt. Er besaß Beschlussfähigkeit über Krieg und Frieden, Vertragsabschlüsse, Steuergesetze sowie bei auswärtigen Allianzen und etwa bei der Wahl der Landvögte. Im Briefwechsel meist für den Zürcher Rat der Zweihundert verwendet, der aus den Vorständen der Zünfte bestand und dem Bodmer seit 1747 angehörte.
Herbstmonat
September.
Heumonat
Juli.
Hornung
Februar.
Jenner
Januar.
Kleiner Rat
Zentraler Regierungsrat in den Schweizer Stadtorten, mit unterschiedlicher Mitgliederzahl besetzt. Im Kleinen Rat (auch Petit Conseil) saßen die Häupter der Stadt und weitere aus dem Großen Rat erwählte Bürger. Im Briefwechsel meist für den Zürcher Rat der Fünfundzwanzig verwendet.
Landsgemeinde
Jährliche Versammlung aller wahlberechtigten Bürger in den Schweizer Länderorten (Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Glarus, Zug, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden), wo sie als verfassungsrechtliche Instanz diente.
Mediation
Schlichtung, Vermittlung. Meist im Zusammenhang mit den Genfer Unruhen von 1737–1738 und 1765–1766, als Schlichtung der Konflikte bzw. Vermittlung zwischen der Generalversammlung und den Räten verwendet.
Minister
Ordinierter Theologe, Kurzform des Titels Verbi Divini Minister (VDM, Diener des Göttlichen Wortes). Gewöhnlich für junge Geistliche, die noch keine Diakon- oder Pfarrstelle innehaben, verwendet.
Négatifs
Politische Partei aus Mitgliedern der Genfer Grand Conseil und Petit Conseil, die sich auf das Privileg des Droit négatif beriefen und das Einspruchsrecht der Représentants nicht anerkannten.
Particulare
Einzelpersonen, Privatpersonen.
Pensionen
Politische Zahlungen, die Schweizer Söldner von ihrem auswärtigen Kriegsherrn zusätzlich zur normalen Entlohnung erhielten. Die Pensionen wurden teilweise an Einzelpersonen, teilweise an öffentliche Kassen ausgezahlt und stellten insbesondere in den katholischen Kantonen, die das Pensionenwesen beförderten, eine wichtige Finanzquelle dar.
Petit Conseil
Französische Bezeichnung für den aus 25 Mitgliedern bestehenden Kleinen Rat der Republik Genf, auch Senat genannt. Er verfügte über eine sowohl legislative als auch judikative, polizeiliche und militärische Beschlussfähigkeit.
Provisor
Lehrer höherer Klassen. Im Briefwechsel meist für Martin Künzli verwendet.
Reformationskammer
Zürcher Sittengericht.
Regimentsbesatzung
Schweizerischer Ausdruck für die jährlich oder halbjährlich stattfindende Ratsbesetzung.
Représentants, Repräsentanten
Politische Partei, die im Genfer Conseil général besonders vertreten war und den uneingeschränkten Gebrauch des sogenannten Droit de représentation forderte, des gesetzlich anerkannten Rechtes der Citoyens und Bourgeois, dem ersten Syndic schriftliche Vorstellungen und Einsprüche an den Rat vorzulegen. Der Begriff wurde durch die Auseinandersetzungen um Rousseau (1762) geprägt und als frühe demokratische Bewegung in Genf angesehen.
Schotten
Molke, die als Heilmittel im Rahmen von Molkenkuren getrunken wurde. Zwei der frühesten, für ihre Molkenkuren weitbekannten Orte waren Gais und Trogen im Appenzellerland.
Schultheiß, Schuldheiß, Schultheß
Vorsitzender einer Stadtregierung bzw. einer städtischen Gerichtsbarkeit. Im Briefwechsel meist für den Winterthurer Schultheiß Johannes Sulzer verwendet.
Seckelmeister, Säckelmeister
Schatzmeister, Kämmerer.
Syndic
Höchster Magistrat der Republik Genf. Die Syndics waren beständig vier an der Zahl und wurden jährlich vom Conseil général aus den Mitgliedern des Petit Conseil gewählt.
Tobel
Enges Tal, Schlucht.
Weinmonat
Oktober.
Wintermonat
November.

Literatur zur Edition

Johann Georg Sulzer – Johann Jakob Bodmer: Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hg. von Elisabeth Décultot und Jana Kittelmann unter Mitarbeit von Baptiste Baumann, Band 10 der Reihe Johann Georg Sulzer: Gesammelte Schriften, hg. von Elisabeth Décultot. Schwabe Verlag, Basel und Berlin, 2020.
Décultot, Elisabeth: Von Winterthur nach Berlin. Zu Johann Georg Sulzers europäischen Vermittlungsaktivitäten. In: Heidi Eisenhut und Anett Lütteken und Carsten Zelle (Hg.): Europa in der Schweiz – Grenzüberschreitender Kulturaustausch im 18. Jahrhundert. Göttingen, Wallstein, 2013, S. 151–168.
Décultot, Elisabeth und Jana Kittelmann: Das 18. Jahrhundert im Briefformat. Zur Korrespondenz zwischen Johann Georg Sulzer und Johann Jakob Bodmer. In Johann Georg Sulzer – Johann Jakob Bodmer: Briefwechsel. Kritische Ausgabe., S. IX–XLVI.
Kittelmann, Jana: Archiv der Critik. Johann Georg Sulzers Briefe. In: Das achtzehnte Jahrhundert. Bd. 42, (1), (2018), S. 30–47.
Kittelmann, Jana: Nebenschauplätze? Zu den Sulzer-Handschriften in der Sammlung Varnhagen und der Sammlung Autographa. In: Monika Jaglarz und Katarzyna Jastal (Hg.): Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin in der Jagiellonen-Bibliothek: Geschichte und Struktur. Frankfurt am Main, Peter Lang, 2019, S. 125–136.
Kittelmann, Jana: Zwischen geselliger Praxis und Lesbarkeit für die Nachwelt. Überlegungen zur Funktion von Briefabschriften Johann Georg Sulzers. In: Andrea Hübener, Jörg Paulus und Fabian Winter (Hg.): Duplikat, Abschrift & Kopie. Kulturtechniken der Vervielfältigung. Wien, Köln, Weimar, Böhlau, 2020, S. 155–172.
Kittelmann, Jana: Kritische Felder. Johann Jakob Bodmers Briefpublizistik im Kontext seiner privaten Korrespondenzen. In: Christian Meierhofer und Björn Spiekermann (Hg.): Daphnis 42.2/3 (2022) Sonderheft: Briefpublizistik der Frühen Neuzeit.
Kittelmann, Jana und Christoph Wernhard: Knowledge-Based Support for Scholarly Editing and Text Processing In: Elisabeth Burr und Patrick Helling (Hg.): DHd 2016 – Digital Humanities im deutschsprachigen Raum: Modellierung – Vernetzung – Visualisierung. Die Digital Humanities als fächerübergreifendes Forschungsparadigma. DOI
Kittelmann, Jana und Christoph Wernhard: Von der Transkription zur Wissensbasis. Zum Zusammenspiel von digitalen Editionstechniken und Formen der Wissensrepräsentation am Beispiel von Korrespondenzen Johann Georg Sulzers. In: Jana Kittelmann und Anne Purschwitz (Hg.): Aufklärungsforschung digital. Konzepte, Methoden, Perspektiven. Halle an der Saale, Mitteldeutscher Verlag, 2019, S. 86–116. Preprint
Kittelmann, Jana und Christoph Wernhard: KBSET – Knowledge-Based Support for Scholarly Editing and Text Processing with Declarative LaTeX Markup and a Core Written in SWI-Prolog. In: Petra Hofstedt et al. (Hg.): Declarative Programming and Knowledge Management (DECLARE 2019), Revised Selected Papers. Heidelberg, Springer, 2020, S. 178–196. DOI | Preprint

Empfohlene Zitierweise

In der Online-Version ist jeder Brief durch eine persistente URL repräsentiert, die bei der Zitation angegeben werden sollte, also zum Beispiel:

Johann Georg Sulzer an Johann Jakob Bodmer, 5. November 1753. In: Johann Georg Sulzer – Johann Jakob Bodmer: Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Online-Edition [Abrufdatum 13.03.2022]. Hg. von Elisabeth Décultot und Jana Kittelmann unter Mitarbeit von Baptiste Baumann. https://sulzer-briefe.uni-halle.de/sb/letter-sb-1753-11-05.html. Kommentar: Jana Kittelmann.

Editionsumgebumg KBSET

Die Edition wurde mit der freien Softwareumgebung KBSET (Knowledge-Based Support for Scholarly Editing and Text Processing) erstellt, die von Christoph Wernhard entworfen und implementiert wurde. (Kittelmann, Jana und Christoph Wernhard: Knowledge-Based Support for Scholarly Editing and Text Processing, 2016; Von der Transkription zur Wissensbasis, 2019; KBSET – Knowledge-Based Support for Scholarly Editing and Text Processing with Declarative LaTeX Markup and a Core Written in SWI-Prolog, 2020.)

Metadaten zum Download

Metadaten der Edition stehen in verschiedenen Formaten zur Verfügung:

Verwandte Projekte

Dank

Unser Dank geht an Anett Lütteken, Leiterin der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich, für ihre Unterstützung des Projekts und die vielen Gespräche in und außerhalb Zürichs. Für die kritische Lektüre des Manuskripts und wertvolle Hinweise sind wir Hans Adler, Martin Dönike und Helmut Zedelmaier zu herzlichem Dank verpflichtet. Martin Kühnel haben wir für seine Unterstützung bei der Kollationierung, Matthias Hambrock für seine Beratung im Falle fremdsprachiger Passagen sowie Melanie Zimmermann und Susanne Schneider für ihr umsichtiges Korrektorat der Brieftexte bzw. des Kommentarteils zu danken. Außerdem geht unser Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich, namentlich Dorothee Ryser, Monica Seidler-Hux und Rainer Walter, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsbibliothek in Trogen sowie an Ute Pott und Reimar F. Lacher vom Gleimhaus in Halberstadt. Für einen fortwährenden Austausch haben wir den Kolleginnen und Kollegen des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) sowie für wertvolle Anregungen und Ermunterungen Ursula Caflisch-Schnetzler und Roland Berbig sehr herzlich zu danken.