Frankfurth den 30 Aug. 64.
Seit Gestern Abend, bin ich Ihnen mein theürester Freünd um etlich und fünfzig Meilen näher. Wir sind nach einer mit viel Annehmlichkeit verbundenen Reise über Magdeburg, Göttingen und Caßel hieher gekommen. Als ich von den Höhen bey Frankfurth die weiten Gegenden übersah, die sich gegen das Land der Alpen erstreken, schien mir ein Geruch, wie aus tausend Aromatischen Blumen, von dorther zukommen. Mein Herz fühlte mancherley aufwallungen, die im Ganzen eine angenehme, wie wol mit zärtlichem Verlangen vermischte Empfindung hervorbrachten.
Morgen werden wir den Mayn und über Morgen den Rhein befahren und in Cöln wieder ans Land steigen um über Achen nach Spa zugehen. Ich habe vor meiner Abreise das Manuscript von dem Leben des seel. Zimermans wieder aus den Händen des Hrn. Saks gerißen und laße es hier, daß es Ihnen durch die Meßleüthe wieder gebracht werde. Ihren lezten Brief vom 11 Aug. habe ich bekommen, da wir schon im Wagen waren um von Berlin abzufahren, und izt, da ich dieses schreibe steht der Wagen bereit der uns auf das merkwürdige Schlachtfeld bey Bergen führen soll. Ich werde Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht geben. Ich umarme Sie von Herzen. Wegen der Jfr. Meisterin ist so wol in Leipzig, als Berlin alles nöthige bestellt.
JGSulzer.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a.