W. den 20 Herbstm.
Ich fange an zu fürchten, daß es mir mit der Reise nach Trogen so gehen könnte, als mit der nach Roche. Ich glaubte die ersten schönen Tage meinen hier herum wohnenden Freünden schuldig zu seyn und nun verstattet mir das Wetter keine andre Weise. Doch scheinet es heüte sich zu beßern. Ich bin entschloßen übermorgen diese kleine Reise vorzunehmen, wenn sich das Wetter so weit beßert, daß es nicht unangenehm bleibt. Denn bin ich am Sonabend wieder hier und werde sodenn nach Zürich kommen. Sollte aber ein dunkler Himmel mich hindern nach Trogen zu gehen, so muß ich diese Reise bis künftiges FrühJahr verschieben, denn ich sehe wol, daß ich mit den ungewißen Vorsäzen nur Zeit verliehre. Ein mal bleibt dieses nun feste, daß ich mit Anfang der künftigen Woche nach Zürich hinzukommen mir vornehme. Wenn Sie künftigen Freytag oder Sonabend herkommen wollten, so könnten wir als denn mit einander nach Zürich gehen. Man freüet sich hier schon auf Sie.
Hiebey komt die Gerechte Zusamenschwörung wieder zurüke. Sie ist sehr nach meinem Sin, ausgenommen, daß ich noch nicht sehe, warum Sie dem Tell im 3 Aufzug die Larve eines Polissons angezogen haben. In einzeln Ausdrüken würde ich mich auch von der natürlichen Sprache weniger entfernt haben. Aber dies ist eine Nebensache. Jezo gehe ich alle abend mit dem Noah zu Bette und stehe mit ihm auf. Noch lese ich ihn für mich selbst, und treffe die beßernde Hand überall mit Vergnügen an. Doch hätte ich wegen einzeler Stellen noch verschiedene Erinnerungen zu machen, die doch meistens nur den ausdruk und die Wendungen betreffen. Wir wollen, wenn es Ihnen nicht mißfällt ein mal etwas ausführlich davon reden.
Wenn Sie zu uns kommen, so bringen Sie doch den Brief des Rousseau an den Landvogt zu Yverdun mit sich.
Adieu. Sulzer.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a.
Von Sulzer redigierte hanschriftliche Fassung von Bodmers Manuskript Die gerechte Zusammenschwörung.