NB. Nach Hr. Langens beyliegendem Brief zu lesen.
P. S. Durch eine mündliche Unterredung mit Hrn. Langen haben wir uns seiner Horazischen Oden halber vergliechen. Ich gebe ihm die Erlaubniß, sie nach der Schweiz zu schiken. Die Ursache, warum ich es vorher nicht zu geben wollte, war ein Streit der der Ausgabe wegen zwischen Gleim und Langen entstanden ist. Ich mußte mich, als Schiedsman der Sache annehmen und befahl als ein solcher Langen, seine Oden nicht wegzuschiken, bis die Sachen richtig wären, nun sind sie es. Meines Erachtens wird es nöthig seyn, daß Sie Hrn. Langens Oden scharff durchgehen; denn ich habe ofte gemerkt, daß in seinen besten Stüken bisweilen schlechte Stellen vorkommen. Er ist aber gut und läßt sich gerne corrigiren. Gleim ist hierin ganz anders, er haßt den Tadel ungeachtet er das Gegentheil sagt. Wir haben ihm in den scherzhafften Liedern viel ganz schlechte Stüke angezeiget und schlechte Stellen, die er wegzulaßen oder zu verbeßern versprochen. Er hat es aber in der neüen Ausgabe des 1 Theils nicht gethan.
Mit Langens Satyre auf Gottsched bin ich nicht überall zufrieden sie ist nicht satyrisch genug. Er hätte mehr Lebhafftigkeit anbringen sollen. Wegen des Journals werden wir uns nun bald entschließen. Ich hätte fast Lust den neüen Büchersaal, wo er es verdienet ein bisgen zu striegeln, wenn sie mir wollten ihre remarquen darüber mittheilen, so wollte ich sie mit anwenden.
An Hrn. Can. Breitinger bitte meine ergebenste Empfehlung zu machen.
H: ZB, Sign.: Nachlass Ms Bodmer 5a. – A: ZB, Ms Bodmer 13a.
Das kurze Schreiben war in Samuel Gotthold Langes Brief an Bodmer vom 1. Mai 1746 (ZB, Ms Bodmer 4.2) eingeschlossen. Sulzer hatte das Schreiben während seines im vorherigen Brief angekündigten Besuches in Laublingen verfasst.